„Vaterfreuden“: Ein echter Schweighöfer

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„Vaterfreuden“: Ein echter Schweighöfer

"Never change a winning Team": Matthias Schweighöfer meldet sich mit altbekannten Freunden in seinem neuen Film "Vaterfreuden" zurück. Der ist zwar streckenweise ganz nett anzuschauen, verkommt aber nach gutem Start zur seichten Vorabendkomödie.

Von der „Bild“-Zeitung wurden Matthias Schweighöfer und Til Schweiger kürzlich als „Deutschlands Kino-Könige“ geadelt. Sie selbst verglichen sich bei Markus Lanz ganz bescheiden mit den Hollywood-Größen George Clooney (Schweighöfer) und Ben Affleck (Schweiger). Nun fällt es irgendwie schwer, sich Clooney anstelle von Schweighöfer in dessen neuem Film „Vaterfreuden“ vorzustellen, wie er sich von einem honigvernarrten Frettchen kastrieren lässt. An der Stelle hätte der US-Schauspieler vermutlich das Drehbuch zur Seite gelegt. Der Vergleich Clooney/Schweighöfer und Affleck/Schweiger ist aber insofern zulässig, als die beiden Deutschen tatsächlich zuverlässige Kassenschlager abliefern.

„Keinohrhasen“, „Zweiohrkücken“, „Kokowääh“, „Schlussmacher“ oder zuletzt „Frau Ella“ waren nicht gerade Kritiker-Lieblinge, machten aber ein Millionenpublikum zu großen Teilen glücklich. Es gab für Schweighöfer also keine Veranlassung, an seinem Erfolgsrezept herumzurütteln. Das Wetter in „Vaterfreuden“ ist immer schön, genauso wie die Protagonisten und deren Wohnungen. Kinder sind erstaunlich schlagfertig für ihr Alter, der Humor ist immer nett aber nie derb oder besonders hintergründig, die Liebesgeschichten sind vorhersehbar, die Frauen haben bei Sexszenen einen BH an und die Dialoge bewegen sich schon mal auf „GZSZ“-Niveau.

Felix (Matthias Schweighöfer) genießt sein Singledasein in vollen Zügen und ist ohne Familie und Kinder glücklich – bis sein spleeniger Bruder Henne (Friedrich Mücke) mit dem honigvernarrten Frettchen Karsten bei ihm einzieht und Felix zu einer Samenbank schleift, um ein paar schnelle Euro mit dessen Sperma zu machen. Mehr als einmal können sie die lukrative Einnahmequelle aber nicht anzapfen, denn bei einem missglückten One-Night-Stand taucht auf einmal Frettchen Karsten auf und beißt sich unterhalb von Felix‘ Gürtellinie fest: Fortan ist der Ärmste unfruchtbar.

So endgültig hatte er sich ein Leben ohne Kinder nun auch nicht vorgestellt. Also versucht er alles, um die Empfängerin seines kostbaren Erbguts zu finden. Die Sportmoderatorin Maren (Isabell Polak) wird offenbar die Mutter seines einzigen Kindes. Das Problem ist nur, dass sie gerade dabei ist, Ralph (Tom Beck) zu heiraten. Doch Felix will sich die einzige Chance auf eine Familie nicht entgehen lassen und setzt alles daran, Maren näher kennenzulernen.

Der Roman „Frettsack“ von „Der Schuh des Manitu“-Co-Autor Murmel Clausen diente Schweighöfer als lose Vorlage für seinen Film. Allerdings geht es im Buch stellenweise deutlich anarchischer und ernster zur Sache. „Vaterfreuden“ ist immer dann gut, wenn sich Felix mit seinem Nasenflöte spielenden Bruder und den beiden Kumpels Norbert (Alexander Khuon) und Tom (Moritz Grove) einen verbalen Schlagabtausch liefert. Doch die originelle Ausgangslage versandet schnell.

Weder können die Gags durchgängig ein gutes Niveau halten, noch ist die Liebesgeschichte in irgendeiner Weise überraschend oder auch nur interessant. Polak als Schweighöfers Herzdame sieht zwar sehr gut aus, trotzdem wandelt ihre von der großen Karriere besessene Sportmoderatorin arg hölzern durch die Postkartenkulisse. Für etwas zusätzliche Dramaturgie soll wie aus dem nichts dann plötzlich noch ein angedichtetes Trauma sorgen, das Felix daran hindert, sich in ein Auto zu setzen.

Bereits in der Vergangenheit rechtfertigte sich Schweighöfer für das sehr präsente Product-Placement in seinen Filmen. Man müsse schließlich Rechnungen bezahlen. Das mag schon ein nachvollziehbares Argument sein und natürlich ist Werbung auf der Kinoleinwand mittlerweile gang und gäbe – so penetrant wie in „Vaterfreuden“ fällt einem das als Zuschauer aber selten auf.

Fazit: Eine schnulzige Lovestory und flache Gags machen eine witzige und charmante Ausgangslage mit zunehmender Dauer zunichte.