Pentatonix wollen keinen Trends folgen

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Pentatonix wollen keinen Trends folgen

Pentatonix ticken anders als ihre Kollegen aus dem Pop-Genre: Die fünf Amerikaner machen leidenschaftlich A-capella-Musik. Im Interview mit spot on news reden sie über ihren bevorstehenden Auftritt in der letzten "Wetten, dass..?"-Sendung und erklären, warum deutsche Straßennamen so kompliziert klingen.

Wenn Pentatonix („Problem“) auf der Bühne stehen, sehen sie wie eine amerikanische Vorzeige-Popband aus: Ihre Haare sind perfekt drapiert, sie tragen lässige Outfits, jede Bewegung sitzt. Ihr Sound lässt aber aufhorchen: Die fünf Mittzwanziger aus Los Angeles singen A capella. Mit spot on news haben sie sich in München getroffen, um über ihre spezielle Musik und Deutschland zu reden. Außerdem verraten sie, wie es sich anfühlt, als eine der letzten Bands am Samstagabend bei „Wetten, dass..?“ aufzutreten.

Warum kommt A-capella-Musik so gut an?

Mitchell Grassi: In erster Linie ist es einfach etwas Neues. Alles ist heute so überproduziert, jeder folgt den Trends des anderen. Was wir machen, basiert zum größten Teil auf Geschick, Talent und Technik. Was ich damit sagen will, ist, dass wir nicht hinterherrennen und einfach unser eigenes Ding machen. A capella als Genre ist interessant, weil es sich nur auf die Stimme verlässt.

Ist es schwieriger, einen Hip-Hop-Song a capella zu performen als zum Beispiel ein Pop-Lied?

Scott Hoying: Hip-Hop und andere Urban-Musik funktioniert für uns großartig, weil Kevin diese Beats echt drauf hat. Er ist dann so inspiriert davon, dass er uns mitreißt. Hip-Hop ist ein wichtiges Genre für uns.

Kevin, wie lernt man, solche Sounds zu machen?

Kevin Olusola: Ich höre einfach sehr viel Musik. Keine Beatboxer oder so, ich lasse mich von Musik inspirieren. Ich mache das auch nicht, weil ich ein Beatboxer sein will, sondern damit wir die Stimmen komplettieren können.

Wann haben Sie angefangen zu üben?

Olusola: Ich weiß es nicht mehr. Ich habe nur nie aufgehört damit – einfach nur so, zum Spaß. Ich hätte nie gedacht, einmal als Musiker zu arbeiten. Ich war eigentlich dabei, Medizin zu studieren. Ich wollte als Arzt in China arbeiten. Aber dann ist das hier passiert und ich bin sehr glücklich darüber.

Das ist also Plan B: Als Arzt nach China?

Olusola: Jetzt nicht mehr.

Hoying: Gerade haben wir keinen Ausweich-Plan. Wir sind so inspiriert und fokussiert. Natürlich gibt es da immer den ein oder anderen Gedanken nebenher: Was würde ich tun, wenn es das hier nicht gäbe? Wir alle haben auch andere Leidenschaften. Aber das hier ist gerade unsere Nummer eins.

Was vermissen Sie, seit Sie alle für die Karriere nach Los Angeles gegangen sind?

Kirstie Maldonado: Ich habe noch immer tolle Freunde aus der High School, aber ich vermisse es, College-Freunde zu haben. Man hat eine spezielle Verbindung, wenn man diese einzigartige Zeit zusammen erlebt. Früher hatte ich nie viele Freundinnen, aber auf dem College später schon. Es ist schwer, Freundschaften zu halten, wenn man so viel unterwegs ist. Das ist frustrierend für mich. Manchmal vermisse ich auch meine Eltern. Aber wir sind ja nie alleine: Es macht immer viel Spaß zusammen.

Hoying: Ich vermisse die Behaglichkeit zuhause. Man ist dort aufgewachsen und an alles gewöhnt. Ich habe viele Freunde zuhause, ich kenne mich aus. Und dann kommst du nach Los Angeles: Diese Riesen-Stadt mit einer Million talentierter Menschen. Auf einmal ist man wahnsinnig aufgeregt. Das ist schon spannend. Es fühlt sich gut an, nach Hause zu kommen, aber man kann nicht sein ganzes Leben lang dort bleiben. Man muss doch seinen Träumen folgen.

In Los Angeles machen das viele Leute…

Olusola: Wir haben Folgendes gelernt: Die Leute versuchen, es in der Musik-Industrie zu etwas zu bringen, in dem sie Beziehungen knüpfen. Wir hingegen versuchen es mittels YouTube. Wir kreieren unsere Marke und dann kommen die Leute zu uns.

Wäre Ihre Karriere auch ohne Social Media möglich gewesen?

Maldonado: Nein, definitiv nicht.

Hoying: Durch Social Media kannst du direkt mit den Fans in Kontakt treten. Wir können jederzeit etwas auf YouTube posten, wenn wir wollen. Es gibt da keine Beschränkungen.

Sie haben als Band die Casting-Show „The Sing Off“ gewonnen. Wie läuft das Format?

Maldonado: „The Sing Off“ funktioniert eigentlich wie all die anderen Shows auch – nur eben mit A-capella-Gruppen. Als wir gewonnen haben, waren wir alle in unterschiedlichen Lebensphasen. Aber wir entschieden uns, das voll und ganz in Angriff zu nehmen und sind nach Kalifornien gezogen. Wir wollten wissen, wie weit wir es bringen können. Schon während der Show haben wir so gut zusammengepasst.

Jetzt werden Sie bei „Wetten, dass..?“ zu Gast sein. Die Show läuft seit über 30 Jahren. Das wird die allerletzte Ausgabe…

Maldonado: Das ist verrückt. Es fühlt sich irgendwie komisch an, zu den letzten Gästen dort zu gehören. Aber ich glaube an uns.

Was gefällt Ihnen an Deutschland?

Hoying: Wo fange ich an? Ich liebe die Menschen, das Essen, die Kultur, das Bier. Es gibt nichts Schlechtes hier. Ich bin sozusagen auch deutsch, alle meine Vorfahren waren deutsch.

Maldonado: Wirklich gut ist auch das deutsche Brot. Das hätte ich nie gedacht.

Finden Sie manche Dinge in Deutschland nicht komisch?

Maldonado: Ja, die Straßennamen. Deutsche Wörter sind sehr verwirrend. Ich versuche, sie auszusprechen, aber es ist einfach zu schwer.

Kirstie, Sie sind das einzige Mädchen in der Band. Wie ist es, mit den Jungs unterwegs zu sein?

Maldonado: Ich bin eine von ihnen. Scott kenne ich schon mein ganzes Leben. Wir sind wie eine große Familie und haben viel Spaß zusammen. Außerdem sind auf Tour ja auch noch andere Leute dabei. Es ist meistens wie eine große Party. Ich hatte früher auch männliche Freunde. Ich habe den ganzen Mädchen-Kram nie gemacht. Ich habe keine sehr enge Freundin, deswegen habe ich gehofft, auf dem College eine zu bekommen. Die Jungs haben mich aber wieder an sich gerissen.