OK KID sind nicht „Grundlos“ Wortverfechter des guten Geschmacks

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OK KID sind nicht „Grundlos“ Wortverfechter des guten Geschmacks

OK KID sind derzeit in aller Munde. Raffi, Moritz und Jonas machen Popmusik mit Anspruch und Tiefe. Diente ihr Debütalbum noch als Spiegel ihres direkten Umfelds, ist die neu veröffentlichte EP "Grundlos" eine selbstreinigende Platte zu sich selbst. Im Interview mit spot on news erzählen OK KID wie wichtig es ist, sich selbst zu lieben, um wirklich glücklich zu sein.

Nach ihrem erfolgreichen Debüt-Album im letzen Jahr begaben sich die drei Jungs von OK KID auf einen eigenen musikalischen Weg in Richtung revolutionäre Popmusik mit Qualität, Anspruch und Tiefe. Was damals noch als exklusiver Geheimtipp in der Szene galt, entwickelte sich zu einer etablierten Band mit so viel Sound- und Textästhetik, dass sie heute nur noch in fast ausverkauften Hallen spielen. spot on news spricht mit den Wahl-Kölnern über ihre alte, neue Herzensangelegenheit, die nicht „Grundlos“ da zu sein scheint. Die neue EP beginnt genau dort, wo das Album aufgehört hat.

Bei Ihnen hat sich in den letzten zwei Jahren extrem viel getan. Angefangen hat alles mit der „Circus Halligalli“-Schranktür. Wie kommt man denn dort hinein?

OK KID: Lang ist es her, aber ich glaube, die haben sogar bei unserem Label angefragt. Joko hat später mal einen Song von uns auf seiner Facebook-Seite gepostet. Und ehe du dich versiehst, sitzt du im wohl berühmtesten Schrank des deutschen Fernsehens.

Mittlerweile stehen Sie auf den großen Festival-Bühnen des Landes und Ihre Club-Tour in diesem Jahr war sogar in der Schweiz ausverkauft.

OK KID: Das ehrt uns natürlich. Es ist aber nicht so, dass wir sofort ein Nummer-eins-Album herausgebracht haben und plötzlich vor 5.000 Menschen spielen. Der Erfolg kam nach und nach. Somit hatten wir die Möglichkeit, sich an all das langsam zu gewöhnen und aktiv wahrzunehmen, was um uns herum passiert. Wir freuen uns darüber, wie sich alles entwickelt hat und erst recht darauf, was noch kommt. Wir sind dankbar dafür, dass alles so langsam wächst und wir mit den Leuten zusammen mehr werden.

Nun heißt Musiker sein heutzutage auch medial präsent zu sein. Ist das für Sie eher eine Pflichtaufgabe?

OK KID: Wir sind keine Typen, die darauf schielen oder Medienprofis werden wollen, aber wir lieben das, was wir machen. Der Job als Musiker bringt viele Facetten mit sich und da gehört dieses Gesamtpaket von Live-Auftritten, Studioproduktion und Pressearbeit eben dazu. Wir sind natürlich glücklich darüber, dass uns viele Leute in ihre Shows einladen oder mit uns reden wollen.

Reden wir doch mal über die neue Platte: Sie haben am 6. Juni die EP „Grundlos“ veröffentlicht. Jeder der fünf Songs hat seinen berechtigten Platz auf der Platte. Können Sie die Story dahinter kurz zusammenfassen?

OK KID: Für uns war klar, dass auf unserem letzten Album „OK KID“ noch nicht alle Sachen gesagt waren. Das Album war mit seinen 13 Tracks einfach nicht abgeschlossen und der letzte Song „Mehr mehr“ ließ viele Fragen und Missverständnisse zurück, welche mit dieser EP geklärt werden sollen. Wir knüpfen nun dort an, wo wir aufgehört haben.

Beginn des musikalischen Aufklärungsprozesses ist Track 14: „Borderline“. Was steckt dahinter?

OK KID: Mit „Borderline“ fängt alles an. Hier geht es jedoch nicht um die Krankheit, sondern um eine imaginäre Linie, die sich stets durch dein Leben zieht. Ob schwierige oder gute Zeiten, diese Art Instanz soll ein Mittelmaß sein, an dem du dich orientieren kannst. Geht es dir super gut, holt sie dich auf den Boden der Tatsachen zurück, geht es dir schlecht, zieht sie dich hoch. Es geht um einen ständigen wiederkehrenden Neuanfang, ein Nullpunkt. Das war der große Unterschied zum Song „Mehr mehr“, der einen am Ende des Albums konfus und ungeordnet zurücklässt. Wir haben die EP so aufgebaut, dass jeder einzelne Track seine eigene Geschichte erzählt und am Ende eine große Story daraus entsteht.

„Wenn alle Stricke reißen, reißt die „Borderline“. Wer weist Ihnen manchmal den Weg?

OK KID: Ganz oft ist man das auch einfach selber. Gerade bei unserem Lebensstil auf Tour – wir sind überall und nirgendwo. Dann kommen wir nach Hause und jeder muss sich selber erstmal sortieren, um den Alltag wieder zu meistern. Oder wenn wir wieder der Sucht nach Party verfallen, stellt man sich am nächsten Morgen auch die Frage, ob das wirklich hätte sein müssen. Aber ganz generell kann diese Instanz jeder und alles sein. Die Borderline ist ein wichtiger Grundstein, um etwas Neues anzufangen.

Wie geht die Geschichte „Grundlos“ am Ende aus?

OK KID: Sagen wir mal so, der letzte Track heißt „Zuerst war da ein Lied“, welcher ein Thema behandelt, was wir zuvor noch nie angerührt haben. Es geht um das Essentielle, nicht mehr um unsere oberflächigen Luxusprobleme. Auf dem Album werden Bereiche angesprochen, welche die Projektionen unseres Umfelds widerspiegeln. Fühle ich mich in diesen Kreisen wohl? Welche Rolle erfülle ich? Da war viel mehr Wut und Unzufriedenheit zu spüren. Doch die Frage ist, wer bin ich und was möchte ich? „Grundlos“ ist eine selbstreinigende Platte zu dir selbst. Am Ende kannst du nur glücklich sein und Liebe geben, wenn du dich selbst liebst. Zu philosophisch sollte man das alles aber bitte auch nicht sehen.

Und wieso ist es eine EP geworden und kein komplettes zweites Album?

OK KID: Den Song „Grundlos“ haben wir geschrieben als das Album schon abgeschlossen war. Weil er live immer wieder so super ankam, ist die Idee entstanden, ihn nochmal zu veröffentlichen. Nachdem wir in kurzer Zeit auch noch „Unterwasserliebe“ produziert haben, wollten wir den Leuten einfach noch was von uns geben. Und es ist doch schön, Lieder aus dem Gefühl herauszubringen und nicht darauf zu warten bis irgendwann ein nächstes Album fertig wäre.

Treffen Sie solche Entscheidungen als Band selber oder inwieweit hat Ihr Label Mitspracherecht in derartigen Angelegenheiten?

OK KID: Man hört ja immer so Stories, aber die Leute von unserem Label schenken uns sehr viel Vertrauen. So bestimmen wir selber und müssen am Ende auch dafür gerade stehen. Die Plattenfirma ist eine große Unterstützung, was die Veröffentlichung und Promotion angeht. Was das Inhaltliche und die Texte betrifft, sind wir unser eigener Herr.

Für jemanden der Sie noch nicht kennt, wie würden Sie Ihre Musik beschreiben?

OK KID: Prinzipiell ist es uns egal, welchem Genre man uns zuschreibt. Aber wenn wir jetzt zum Beispiel vom Rap reden, waren die Leute noch nie so offen für andere Einflüsse wie jetzt. Es kann sein, dass wir davon profitieren, denn diese Schranke im Kopf, wie Rocker, Punker, Skater oder Rapper aussehen, existiert nicht mehr. Junge Leute hören sehr selektiert Mucke und greifen sich einfach aus den unterschiedlichen Richtungen etwas heraus. Irgendwo dazwischen finden wir statt. Wir möchten nichts benennen, jeder soll selbst für sich verordnen, was er unter OK KID versteht. Wir versuchen einfach Popmusik zu machen, die wir selber gern hören würden.

Wo sehen Sie sich 2019?

OK KID: Das ist so weit entfernt – man denkt, bis dahin wird alles anders, aber ist es eigentlich gar nicht. Aber hoffentlich haben wir in fünf Jahren unser drittes Album veröffentlicht, sind vielleicht schon Väter und haben ein Eigenheim mit Gemüsegarten. Wer weiß.