Matthew McConaughey: „Für einen Oscar nominiert zu sein, fühlt sich großartig an“

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Matthew McConaughey: „Für einen Oscar nominiert zu sein, fühlt sich großartig an“

Einen Golden Globe hat er bereits in der Tasche, der Oscar könnte bald folgen: Für die Rolle eines Aidskranken im Film "Dallas Buyers Club" sahnt Matthew McConaughey aktuell einen Preis nach dem anderen ab. Wie sich das anfühlt, verrät er spot on news.

Es ist noch nicht lange her, dass Matthew McConaughey als Stripper in „Magic Mike“ auf der Leinwand verführte. Mit seiner Rolle als Ron Woodroof in „Dallas Buyers Club“ beweist der 44-jährige Texaner jetzt, dass er weit mehr kann, als den charmanten Herzensbrecher zu mimen. Ob ihn diese Charakterrolle persönlich verändert hat, darüber hat der Golden-Globe-Gewinner mit der Nachrichtenagentur spot on news in Berlin gesprochen.

Ron Woodroof war ein homophober, aidskranker Drogendealer, Spieler, Trinker – alles andere, als ein leichtes Thema…

Matthew McConaughey: Die Rolle war eine spannende Reise, weil es um eine holprige Lebensgeschichte geht. Sechs Monate lang habe ich nichts anderes gemacht, als mich mit diesem Leben zu beschäftigen. Ich traf Rons Angehörige, habe mir Fotoalben von ihm angesehen, hörte mir die Interviews an, die Drehbuchautor Craig Burton mit ihm geführt hat.

Erinnern Sie sich, wann Sie das erste Mal in Ihrem Leben von Aids gehört haben?

McConaughey: Ernsthafte Gedanken gemacht habe ich mir mit 18. Ich war ein sexuell aktiver heterosexueller Mann. Was Ärzte mir damals sagten ist ein gutes Beispiel dafür, wie in den achtziger Jahren über diese Krankheit gedacht wurde: Drei verschiedene Ärzte sagten mir drei verschiedene Dinge. Ich hatte schlichtweg Angst und keine Ahnung.

Würden Sie sagen, die 1980er Jahre waren sehr homophob?

McConaughey: Das sagt sich im Nachhinein so leicht. Aber es geht weniger um Ignoranz, sondern mehr um totale Unwissenheit und die daraus resultierende Angst. Keiner war richtig aufgeklärt, wie man sich mit HIV infiziert.

Parallel zu diesem Film sind Sie auch in „The Wolf of Wall Street“ neben Leonardo DiCaprio zu sehen und schon ungewöhnlich schlank…

McConaughey: Ich verlor schon Gewicht für „Dallas Buyers Club“, als ich „The Wolf of Wall Street“ drehte. Ich war also bei zirka 70 Kilo und endete bei zirka 60 Kilo.

Wie gefährlich war Ihr immenser Gewichtsverlust innerhalb kürzester Zeit für „Dallas Buyers Club“?

McConaughey: Es war hart, aber nicht gefährlich. Aufgegeben hätte ich nie. Ich fühlte mich der Rolle gegenüber verpflichtet! Für mich war es eine viel größere Herausforderung, wieder zuzunehmen.

Hat Ihr Körper nicht irgendwann geschrien: Gib mir einen Cheeseburger!

McConaughey: Klar hat er das, vor allem in den ersten zehn Tagen. Und glauben Sie nicht, dass ich Essen nicht liebe (lacht)! Ich denke sogar während dem Essen daran, was ich als nächstes kochen könnte, das ist eine meiner Lieblingsbeschäftigungen.

Die Oscarnominierung als beste männliche Hauptrolle verdanken Sie sicher auch diesem leidenschaftlichen Einsatz…

McConaughey: Das fühlt sich so großartig an! Für einen Film nominiert zu sein, der 20 Jahre brauchte, um realisiert zu werden – und er hat 137 Absagen bekommen!

Wie erklären Sie sich diese Reaktionen?

McConaughey: Wie macht man jemandem, der einen Film finanzieren soll klar, dass ein Aids-Drama um einen Transsexuellen und einen homophoben texanischen Cowboy Geld einbringt? Noch dazu ist die Hauptfigur ein verdammter Scheißkerl! Und dann war da auf einmal doch jemand, der die Schönheit und die Wahrheit in der Geschichte sehen konnte.

Und Sie haben diese eher unsympathische Rolle übernommen…

McConaughey: Weil ich der Meinung bin, dass es nicht in meiner Verantwortung liegt, ob das Publikum mit der Figur klarkommt. Wir wollten den Menschen und seine außergewöhnliche Geschichte zeigen. Ob man nun mit Ron sympathisiert oder nicht – folgt man der Geschichte, versteht man ihn.

Sie sind, zumindest in Deutschland, eher für andere Rollen bekannt: als muskulöser Herzensbrecher, charmanter Lebemann. Warum diese Veränderung?

McConaughey: Bis vor etwa sechs Jahren habe ich meine Karriere sehr genossen. Auch mein Privatleben war wundervoll, denn ich traf meine jetzige Ehefrau, wir bekamen unser erstes Kind… Aber ich hatte das Gefühl, ich muss mein Leben neu überdenken. Ich hatte zwar keinen Plan, aber ich wusste, ich muss jetzt einfach auf „Pause“ drücken.

Was hat Ihre Frau dazu gesagt?

McConaughey: (lacht) Sie fragte mich, wie ich mir das eigentlich vorstelle. Und ich sagte: keine Ahnung! Aber es war gut für mich, zwei Jahre nichts zu tun. Nur so kamen diese guten Filme, wie „Magic Mike“ oder „Mud“ zu mir.

Hat Sie diese extreme Rolle auch persönlich verändert?

McConaughey: Definitiv, ich bin seitdem politischer und ich hinterfrage Autoritäten mehr.