„Lucy“: Sci-Fi-Action mit philosophischen Wirrungen

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„Lucy“: Sci-Fi-Action mit philosophischen Wirrungen

17 Jahre ist es her, dass Luc Besson das letzte Mal eine Frau zur Sci-Fi-Heldin machte und Milla Jovovich durch "Das fünfte Element" zum Weltstar wurde. Nun schickt der Franzose Scarlett Johansson in "Lucy" auf eine actiongeladene Suche nach Weisheit, die leider einige Schwächen aufweist.

„Der durchschnittliche Mensch nutzt 10 Prozent seiner Gehirnkapazitäten. Stell die vor, jemand würde 100 Prozent erreichen…“ Dieser Gedanke inspirierte den französischen Regisseur Luc Besson (55) zu seinem neuen Film „Lucy“. Auch wenn die These in der Wissenschaft umstritten ist, bleibt die Idee vom ungenutzten Potential eine interessante Prämisse für einen Sci-Fi-Action-Thriller. Nach Klassikern wie „Léon – Der Profi“ und „Das fünfte Element“ sitzt der Franzose nun wieder auf dem Regiestuhl und bringt dem Zuschauer seine Vorstellung von diesen 100 Prozent nahe.

Als Versuchsobjekt dient ihm hierbei ein blondes Mädchen von Nebenan, das von Scarlett Johansson (29, „Don Jon“) verkörpert wird und im Laufe des Films zu einem allmächtigen und allwissenden Wesen mutiert. Die amerikanische Studentin Lucy findet sich während ihres Auslandsjahrs in Taipeh in einer verzwickten Situation wieder: Ihr neuer Freund bittet das Mädchen, für ihn einen Deal abzuwickeln und einen Koffer in einem Hotel abzugeben. Widerwillig begibt sich die Blondine in die Lobby und gerät dabei in die Fänge der asiatischen Mafia, für die sie nun als Kurier einer neuartigen blauen Droge fungieren soll.

Die Gangster implantieren den Stoff in ihren Bauch; nach den Misshandlungen durch ihre Peiniger gerät die Droge in Lucys Blutkreislauf und sie sieht sich plötzlich mit gänzlich neuen Fähigkeiten ausgestattet: Der blaue Stoff steigert die Leistungsfähigkeit ihres Gehirns und lässt sie zu einer Art Superheldin mutieren, die auch Telekinese und Telepathie beherrscht. Im Zuge ihrer Nachforschungen über ihren Zustand kontaktiert sie den angesehenen Neurologen Samuel Norman, gespielt von Morgan Freeman (77). Doch Lucys Gegenspieler haben den Wert der Droge längst erkannt und sind ihr dicht auf den Fersen.

Ein bisschen Science-Fiction, eine Prise Action und schließlich ein philosophischer Diskurs: Was würde passieren, könnten wir unsere mentalen Fähigkeiten voll nutzen? Um seine Vision zu kommunizieren, bemüht Besson einen Vergleich. „Lucy“, so der Regisseur, sei eine Mischung aus „Léon – Der Profi“, „Inception“ und „2001 – Odyssee im Weltraum“. Und genau hier liegt das Problem: Der Film scheint zu viel zu wollen. Besson verrennt sich in seinem philosophischen Anspruch; dabei wäre es besser gewesen, er hätte sich allein auf den Action-Aspekt konzentriert.

Besson hat es nicht verlernt, spannende und actiongeladene Situationen meisterhaft darzustellen. Auch die Spezialeffekte unterstreichen die imposante Bildästhetik des Films. Mit Scarlett Johannson hat der Franzose zudem die perfekte Darstellerin gefunden, die die sensible Superheldin überzeugend und bewegend verkörpert.

Fazit: Wer auf schnelle Action steht und über philosophische Wirrungen hinwegzusehen vermag, kann sich mit „Lucy“ auf einen amüsanten Kinoabend freuen.