KC Rebell: „Ich weiß, wie es ist, nichts zu haben“

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KC Rebell: „Ich weiß, wie es ist, nichts zu haben“

Auf KC Rebells Alben "Rebellismus" und "Banger rebellieren" folgt nun "Rebellution". Wogegen der Rapper rebelliert, verrät er im Interview mit spot on news.

Die Rebellion steckt bei KC Rebell schon im Namen. Auch der Titel seines neuen Albums „Rebellution“, das am 30. Mai erscheint, wirkt, als wolle er mit seinen Fans auf die Straße ziehen. Eigentlich heißt der Rapper Hüseyin Köksecen (26), ist kurdischer Abstammung und sieht sich überhaupt nicht als politischen Rapper. Dass er viele Leute mit seiner Musik erreicht, weiß er allerdings und achtet sehr darauf, welche Botschaft er diesen vermitteln möchte. Welche das ist, erzählte er spot on news im Interview.

Der Rebell steckt bei Ihnen nicht nur in den Album-Titeln, sondern auch im Namen – wogegen rebellieren Sie denn?

KC Rebell: Ich bin einfach von Grund auf ein Mensch, der vieles hinterfragt und sehr aufmüpfig ist. Das liegt an meiner Herkunft und auch an meiner politischen Einstellung; ich bin sehr linksorientiert. Letztendlich darf man aber auch nicht zuviel reininterpretieren, da es einfach auch coole Wortspiele mit meinem Namen sind, die ich als Albumtitel geeignet hielt.

Ein Zitat aus Ihren Texten: „Ich brauch keinen abzustechen, soll Massiv über seine Waffen rappen“ – würden Sie sagen, dass Sie auch innerhalb der Rapper-Szene ein Rebell sind?

KC Rebell: Auf jeden Fall. Heute bin ich mit Massiv befreundet, aber zu der Zeit habe ich diese Zeile einfach gerappt, nach dem Motto: „Wenn ich wollte, wäre ich schlimmer als ihr alle zusammen, aber ich habe es nicht nötig.“ Ich verstehe nicht, warum einige Rapper den Weg Krieg wählen, wenn ihnen zwei Wege namens Friede und Krieg geboten werden. Ich verstehe nicht, warum man immer Streit haben muss, und warum man immer schlecht gelaunt sein muss. Deswegen versuche ich mit meiner Musik so gut es geht positive Vibes rüberzubringen.

Es ist Ihnen also wichtig, das Positive im Rap hervorzuheben?

KC Rebell: Man kann auch über negative Sachen berichten, aber mit einer positiven Message, und das ist oft bei mir der Fall. Ich habe keine rosige Vergangenheit. Ich komme aus ärmlichen Verhältnissen und habe in meiner Jugend bestimmt doppelt so viel Mist gebaut wie der übliche Rapper. Wenn ich dann aber darüber rede oder rappe, dann mache ich das mit einer positiven Message. Und ich finde, das sollten auch andere Rapper tun.

Sie rappen auch über sehr ernste Themen. Der Track „Kurdistan“ hat eine Diskussion unter jungen Menschen ausgelöst, die sich sonst vielleicht gar nicht mit dem Thema Kurden in der Türkei beschäftigen. Würden Sie sagen, dass Rap auch die Aufgabe hat, solche Themen anzusprechen?

KC Rebell: Ich bin auf keinen Fall ein politischer Rapper. Ich bin auch kein Rapper, der in seinen Texten Glauben praktiziert – das ist eine private Sache, da muss jeder Mensch selbst entscheiden, welcher für ihn der richtige ist. Ich kann aber von meinem Leben berichten, und wenn ich das mache, kann ich den Leuten vielleicht etwas Positives mitgeben. Und das mache ich zum Beispiel in Songs wie „Geschichten aus dem Block“, wo ich wirklich über mein komplettes Umfeld rappe. Oder in Liedern wie „Rotblaues Licht“, wo ich sage: „Schütz deine Kinder vor dem Licht, deine Tochter vor dem Rotlicht, deinen Sohn vor dem Blaulicht“. Ich komme eben aus ärmlichen Verhältnissen – ich bin als Asylant nach Deutschland eingereist. Ich kann darüber berichten, wie es ist, nichts zu haben, und was man tun kann, um ein besseres Leben zu bekommen.

Andere Rapper haben Sie wegen fehlender Authentizität kritisiert – auch gegen Sido gab es Seitenhiebe. Gibt es aktuell Rapper, die Sie nicht ernst nehmen können?

KC Rebell: Es gibt zahlreiche Rapper, die ich überhaupt nicht ernst nehmen kann. Die muss ich hier aber auch nicht namentlich erwähnen, weil ich keine negative Stimmung verbreiten will. Ich habe übrigens überhaupt nichts gegen Sido – es gibt Lieder von ihm, die ich Klasse finde. Nur redet der Junge in Interviews über’s Kiffen, als ob es das Coolste auf der Welt wäre. Da denke ich mir: Behalte diesen Satz doch einfach für dich. Ich weiß nicht, wo das Problem ist, in der Öffentlichkeit zu sagen: Ich nehme keine Drogen. Auch, wenn man nicht die größte Vorbildfunktion hat, sollte man sich seiner Verantwortung schon ein bisschen bewusst sein. Ich bin mir meiner Verantwortung auf jeden Fall bewusst. Ich weiß, dass ich viele Menschen erreiche, und wieso soll man das nicht nutzen, um denen vielleicht etwas Positives mitzugeben.

Gibt es denn aktuell Rapper, die Sie bewundern oder mit denen Sie vielleicht einmal zusammen arbeiten möchten?

KC Rebell: Aus unserem Kreis finde ich Kollegah sehr gut. Der ist auch bei meinem Album mit dabei. Wen ich außerhalb von unserem Kreis sehr feiere, und dessen Album ich sehr gut fand, ist Marteria. Das ist jemand, dessen Musik sehr bei mir hängengeblieben ist.

Sie haben es auch mal mit einer Fußballerkarriere versucht, waren damals auch mit Mesut Özil befreundet. Bald beginnt die Weltmeisterschaft. Kommt da Wehmut auf, dass es damit nicht geklappt hat?

KC Rebell: Nein, überhaupt nicht. Wenn ich Hartz-IV-Empfänger wäre, dann vielleicht. Bei mir kommt aber nicht das Gefühl hoch, dass ich es nicht geschafft habe. Mein Problem war einfach die Disziplin. Die fehlende Disziplin hat mir damals sehr viel kaputt gemacht. Auch das ist etwas, was ich den Leuten mitgeben will: Macht nicht dieselben Fehler wie ich. Kurz vor dem Abitur habe ich meinen Lehrer verprügelt und wurde von der Schule geschmissen. Ich habe einen Schiedsrichter verprügelt und vom Sportgericht eine Sperre von anderthalb Jahren bekommen, so dass ich keinen Fußball mehr spielen konnte. Ich war sehr undiszipliniert, und deswegen habe ich es auch nicht verdient, Profisportler zu werden wie Mesut.

In Ihren Liedern ist oft Wut oder auch Schmerz zu spüren. Ist Musik auch ein gutes Ventil für Sie?

KC Rebell: Auf jeden Fall. Heute ist Musik natürlich mehr Job als Verarbeitung. Aber früher, als ich die Sache noch viel lockerer gesehen hab, war Musik ein gutes Ventil für mich. Egal ob ich wegen meiner Arbeitssituation unzufrieden war oder wegen einer gescheiterten Beziehung – ich konnte einen Song darüber schreiben. Und die Songs, die aus einem persönlichen Gefühl entstehen, sind bei mir auch die erfolgreicheren.

Im Gespräch wirken Sie alles andere als schwermütig. Würden Sie sich als glücklichen Menschen bezeichnen?

KC Rebell: Ich bin jetzt auf jeden Fall glücklicher und zufriedener als vor drei oder vier Jahren. Aber es ist auch normal, dass in der Musik alles etwas dramatisiert wird.

Sie starten gerade voll durch – allein auf Facebook haben Sie über 780.000 Likes. Was sind Ihre nächsten Ziele?

KC Rebell: Meine Ziele haben keine wirtschaftliche Richtlinie und beschränken sich nicht auf Follower auf Facebook oder Instagram. Mein Ziel ist es, von Jahr zu Jahr ein besseres Album zu machen. Der Rest kommt dann von alleine. Ich bekomme nur deswegen mehr Likes auf Facebook, weil ich mich von Jahr zu Jahr weiterentwickle. Vor drei, vier Jahren habe ich die Sache noch als Hobby gesehen – heute bin ich ein Trendsetter in meiner Branche. Deswegen fahre ich weiter meine Linie, und versuche, immer coolere Alben zu machen. Der Rest ist mir eigentlich egal.