Juli: „Immer wenn es regnet, passiert etwas Gutes“

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Juli: „Immer wenn es regnet, passiert etwas Gutes“

Zehn Jahre ist es bereits her, dass Juli mit dem Hit "Perfekte Welle" die Charts stürmten. Am Freitag kommt nun ihr neues Album "Insel" in die Plattenläden. spot on news hat mit Sängerin Eva Briegel und Gitarrist Jonas Pfetzing über den Band-Mythos "Regen" gesprochen und erfahren, warum es wichtig ist, sich auch außerhalb der Band zu verwirklichen.

Vor zehn Jahren begann ihre Karriere mit dem Ritt auf der „Perfekten Welle“. Diese hat sie nunmehr zu ihrem vierten Album „Insel“ gespült, das am 3. Oktober veröffentlicht wird. Die Nachrichtenagentur spot on news hat mit Frontfrau Eva Briegel (35) und Gitarrist Jonas Pfetzing (33) über das Innenleben der Band gesprochen und erfahren, warum es wichtig ist, sich gegenseitig die Meinung zu geigen, dabei aber keine Scherben zu hinterlassen.

Wie ist es, nach vier Jahren Auszeit mit Ihrem neuen Album „Insel“ wieder zurück zu sein?

Eva Briegel: Wir sind ja mittlerweile alte Hasen im Geschäft. Neulich haben wir erst zehn Jahre die gefeiert. Trotzdem ist das immer wieder sehr aufregend, weil ja auch viele andere Bands nachkommen, und man sich schon fragt: „Ist da überhaupt noch Platz für uns?“.

Haben Sie sich im Entstehungsprozess der Platte genau angesehen, was die vermeintliche Konkurrenz gerade so macht?

Briegel: Da darf man überhaupt nicht drüber nachdenken, sonst verfummelt man sich total. Es ist schon schwer genug, selber zu schauen, was die eigenen Lieder so brauchen, damit sie schick klingen. Wenn wir dann auch noch darüber nachdenken müssten, wie wir möglichst ähnlich oder eben total anders klingen als andere Bands, da würden wir einen Knoten im Kopf kriegen. Wir versuchen unseren eigenen Vibe und Zauber zu kreieren.

Die Songtexte nehmen gerne Bezug zum Wasser. Woher kommt diese Faszination?

Briegel: Wir haben selber keine Ahnung. Irgendwie sind wir fasziniert. Es gibt auch diesen Mythos in der Band, dass etwas Gutes passiert, wenn es regnet. Weil wir früher ein paar Mal gute Nachrichten bekommen haben, als es richtig geschüttet hat. Dadurch haben wir irgendwie eine Affinität zu Wasser. Wir sind auch total gerne im Norden an der Ost- oder der Nordsee.

Nach dem Album „In Love“ sind Sie alle zunächst in verschiedene Richtungen auseinander gegangen. Hatten Sie keine Angst, dass das ein oder andere Bandmitglied sagt: „Ich habe keine Lust mehr“?

Jonas Pfetzing: Nein! Bei uns ist eher immer die Frage, wann wir uns wieder treffen. Aber für jeden einzelnen von uns ist es wichtig, dass er was erlebt. Denn sonst hätten wir irgendwann keine Themen mehr und unser Kosmos würde nur aus unseren Erfahrungen innerhalb der Band, auf Tour oder im Studio bestehen. Das wäre total langweilig.

Briegel: Das ist auch wie in einer Beziehung. Man muss den anderen auch mal sein Zeug machen lassen, sonst ist er doch uninteressant. Außerdem muss man doch das Vertrauen haben, dass jeder einzelne von uns weiß, was er an der Band hat und wieder zurückkommt. Es ist ein Privileg einen Plattenvertrag zu haben und somit überhaupt in der Lage zu sein, sich im Rahmen eines Albums verwirklichen zu können. Aber bei uns wird keiner ins Studio gezwungen und zu einer Probe verpflichtet. Das ist das Schlimmste, was man machen kann und wäre für alle total unangenehm. Aber wenn man sich eben die Freiheiten lässt, dann stehen alle ganz schnell wieder vorm Proberaum und haben Lust.

Die Band gibt es nun schon seit über zehn Jahren. Sind in dieser Zeit echte Freundschaften gewachsen?

Briegel: Auf jeden Fall. Für mich ist meine Band meine Wahl-Familie. Das geht über Freundschaft hinaus. Wir sind nun schon so lange zusammen. Und nur meine vier Kollegen haben in dieser Zeit genau das erlebt, was auch ich erlebt habe. Außerdem wurde über diese Zeit von uns allen ein Stück Persönlichkeit geprägt. Wir haben uns gegenseitig alle sehr lieb gewonnen. Das ist sehr familiär. Wir sagen uns aber auch ganz klar gegenseitig die Meinung.

Also kracht es in der Band auch mal so richtig.

Briegel: Wir knallen uns eigentlich gar nicht mehr so viel an den Kopf, weil das wahnsinnig anstrengend ist, die Scherben dann wieder aufzuräumen. Das ist totale Energieverschwendung, wenn man sich da selber so Luft machen muss. Deshalb sprechen wir mittlerweile Sachen ganz offen und ehrlich an. Unsere Kritik ist nun sehr konstruktiv, was bestimmt nicht immer so war.

Im Song „Es ist nicht viel“ singen Sie „Es ist nicht viel, doch es macht mich glücklich“. Worin finden Sie persönlich Ihr Glück?

Briegel: Ich bin oft glücklich, wenn ich bemerke, dass mich irgendwas unglücklich macht, aber ich aussteigen kann. Beispielsweise wenn ich irgendeiner Verpflichtung nachgehen muss, auf die ich keine Lust habe und dann erfahre, dass ich das doch gar nicht machen muss – dann bin ich kurzzeitig sehr glücklich. Oder wenn ich über meine Zeit selbst bestimmen kann.

Es sind also eher die immateriellen Dinge…

Briegel: So kann man das auch nicht sagen. Würde ich das behaupten, würde Jonas jetzt vermutlich einen Schreikrampf kriegen. Ich mag schon gerne schöne Schuhe, schöne Klamotten und schöne Möbel. Ich finde es auch toll, wenn man schöne Urlaube machen kann. Das macht mich auch glücklich.

Welcher neue Song von Ihnen hat das Potenzial in die Fußstapfen von „Perfekte Welle“, „Dieses Leben“ oder „Elektrisches Gefühl“ zu treten?

Pfetzing: Für uns selber ist das immer am aller schwierigsten, wenn es um die Single-Entscheidungen geht. Wir haben natürlich ein Gefühl für Songs und mit ist es uns diesmal sehr leicht gefallen, weil wir Fünf uns bei dem Song als erste Single alle einig waren. Aber was letztendlich der Hit wird, falls es überhaupt einen gibt, das können wir nicht beurteilen.

Abschließend: Können Sie als deutsche Alternativ-Pop-Band auch von dem ganzen Hype um Helene Fischer profitieren?

Pfetzing: Nein, denn die deutsche Musik hat durch Helene Fischer keinen Aufschwung bekommen. Aber deutschsprachiger Schlager ist durch Helene Fischer salonfähiger geworden.