Jason Mraz: „Es gibt nur Liebe – und unseren Widerstand dagegen“

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Jason Mraz: „Es gibt nur Liebe – und unseren Widerstand dagegen“

Jason Mraz ist mit seinen zwei Grammys ein gestandener Pop-Star - aber kein ganz gewöhnlicher: Er lebt vegan, baut sein eigenes Essen an, spielt immer noch gerne in Coffee-Shops... Pünktlich zum Release seines neuen Albums "Yes!" hat er spot on news verraten, wie er seinen Sinn des Lebens gefunden hat - und warum für ihn Liebe die Kraft hinter allem ist.

Mit den Worten „We Sing. We Dance. We Steal Things“ versprach Folkpop-Star Jason Mraz (37) im Jahr 2008 ein luftig-leichtes Leben – und spielte sich auf Anhieb in die Charts in aller Welt. Zwei Grammys und einige Schallplatten aus Edelmetall gab es für ihn seitdem. Wer aber meint, Jason Mraz sei ein gewöhnlicher Sänger unter vielen, täuscht sich: Der Sunnyboy aus den USA hat sich einen eigenen Blick auf die Welt bewahrt. Und der klingt eher nach Öko, neuer Spiritualität und einem Leben im Sonnenschein, denn nach der Glitzerwelt des Popzirkus.

Am heutigen Freitag erscheint Mraz drittes Album „Yes!“. Der Nachrichtenagentur spot on news hat der Sänger vorab verraten, wie er Naturschutz und Popstar-Dasein unter einen Hut bekommt, wann er seinen Sinn des Lebens entdeckt hat und warum es eigentlich immer nur um Liebe geht. Stattgefunden hat das Gespräch übrigens an Mraz‘ 37. Geburtstag. Ob er seinen Ehrentag gerne anders verbracht hätte? „Naja, ich putze mir auch nicht mit Begeisterung die Zähne“, sagt Mraz. „Aber manche Dinge müssen eben getan werden. Und ich bin dankbar für das, was ich hier tun kann.“

Herr Mraz, Ihr neues Album ist ein bisschen akustischer gehalten als die Vorgänger. Und wie man hört, stimmt Sie das sehr zufrieden. Warum kommt diese Neuerung denn erst jetzt?

Jason Mraz: Ich habe es auch vorher schon versucht, ich habe es immer wieder versucht! Und wir waren manchmal auch schon ziemlich nahe dran. Ich will eigentlich, dass meine akustischen Demos den Produktionsprozess überstehen – aber sie tun es nur selten. Sie verschwanden meistens unter den Strukturen eines Pop-Albums. Das hat viel mit kommerziellem Erfolg zu tun. Es hat fünf Alben gedauert zu verstehen, wie ich eine Platte mache, die stark genug in Rhythmus und Melodie verwurzelt ist, um nicht soviel Extraproduktion zu benötigen.

Und sind Sie jetzt besonders zufrieden?

Mraz: Oh ja, ganz besonders stolz. Ich liebe das Album sehr!

Das klingt so, als habe es nicht nur positive Seiten, ein „Star“ zu sein. Ist es für einen unbekannteren Musiker einfacher, ein Album zu machen, mit dem er zufrieden ist?

Mraz: Ich denke, es ist ganz allgemein eine Hürde, ein Album für die Öffentlichkeit zu machen. Ganz egal, ob man ein großer Star ist. Man weiß nicht, was die Leute mögen werden. Man weiß nicht, ob die Lyrics auch das Leben anderer Menschen treffen werden. Das waren immer meine größten Sorgen. Nicht die Verkaufszahlen, oder ob meine Songs im Radio gespielt werden. Darum soll sich das Plattenlabel kümmern.

Wenn es Ihnen um die Reaktionen der Leute geht – vermissen Sie nicht auch kleinere Konzerte?

Mraz: Ja, ziemlich. Und ich tue das auch immer noch. Ich schleiche mich manchmal in die Coffee Shops bei mir in der Gegend und spiele dort. Ich bin mir sicher, wir werden das – ganz ohne Ankündigung – auch bei der neuen Tour ein paar Mal machen. Vielleicht ein paar Nachmittagsshows. Das ist eine Möglichkeit, sich nicht auf Mikrofone, Videos und Lightshows verlassen zu müssen. Wirklich einfach nur Songs spielen und eine Verbindung mit den Leuten finden. Und als Musiker gibt es nichts Schöneres, als einfach in einem Café zu sitzen und Songs zu spielen. Wenn es nicht um die Ticketverkäufe geht, sondern darum, den Moment zu teilen und die Musik. Ohne den Hype und den Druck, Geld zu verdienen.

Auf Ihrem Blog schreiben Sie von der Angst des Musikers, sich mit seiner Musik zum Idioten zu machen. Und dass das Surfen Ihnen dabei geholfen hat, diese Ängst zu überwinden.

Mraz: Ja, ich schreibe es dem Surfen zu, mir Stärke für andere Aufgaben zu geben. Bei dem Versuch, die Wellen zu überwinden, habe ich gelernt, die Wellen zu nehmen wie sie kommen und wie man durch eine sich ständig verändernde Umwelt navigiert – und damit zufrieden zu sein. Das hilft mir auch, Musik zu machen.

Können Sie Ihre Erfahrungen in einen kurzen Lehrsatz packen?

Mraz: In einem kurzen Satz? …ja: „Du kannst die Wellen nicht stoppen, aber Du kannst lernen, auf ihnen zu reiten.“ Das heißt: Du kannst nicht ändern, was das Leben dir vor die Füße wirft – aber du kannst dich daran anpassen. Und zufrieden damit sein, was du bekommst.

Ein anderes Thema, über das Sie kürzlich gebloggt haben: Die „innere Stimme“, die Sie für sich entdeckt haben, und die einen Weg im Leben vorgeben soll. Wann haben Sie herausgefunden, dass Musik ihre Aufgabe ist?

Mraz: Wahrscheinlich war ich da wirklich jung. Wir hatten ein Klavier im Haus, da habe ich mich gerne aufgehalten – und es hat mich immer gereizt, dazu zu singen. Wenn ich gesungen habe, habe ich mich beinahe gefühlt, als würde ich meine menschlichen Schwächen hinter mir lassen und auf einem anderen Level schwingen. Oder ich habe mich einfach sicherer gefühlt.

Also schon in sehr jungen Jahren?

Mraz: Naja. Ich hatte nicht wirklich dieses „Bewusstsein“ – es hat mir einfach Spaß gemacht. Es ist erst ein paar Jahre her, dass ich mein Leben betrachtet und erkannt habe, wie wichtig Musik war, um mir eine Spiritualität zu bewahren. Um mich warm zu halten und glücklich. Um mir einen Sinn im Leben zu geben. Und eine Fähigkeit, die es mir möglich macht, der Welt einen Dienst zu erweisen. Als ich jünger war, hatte ich da keinen bestimmten Plan. Ich habe es einfach gemacht, weil es mir gefallen hat. Aber jetzt schaue ich zurück und sehe all die großartigen Vorteile. Also, um die Frage zu beantworten: Das ist wohl passiert, als ich sehr jung war – aber was da eigentlich geschehen ist, habe ich erst sehr viel später verstanden.

Eines der Hauptthemen auf Ihrem Alben ist die Liebe. Sie sind mittlerweile 37 Jahre alt. Hat sich Ihr Blick auf das Thema mit der Zeit verändert?

Mraz: Nicht so sehr! Als ich die ersten Male über Liebe gesungen habe, habe ich im Prinzip nur das Wort gesungen. Ich habe einen Song über Wer-weiß-was geschrieben und als ich live spielte, kam ich zu dem Punkt, an dem ein Solo hätte kommen müssen – aber weil ich kein guter Gitarrist und alleine unterwegs war, habe ich stattdessen einfach gesungen und gerufen. „Lalala… love!“, oder so. Und das Publikum hat darauf reagiert und ich habe mich gut gefühlt damit. Das hat mein Interesse für die Kraft dieses Wortes geweckt!

Und später dann?

Mraz: Nun ja, über die Jahre habe ich Liebesgeschichten nacherzählt, hinterfragt was das ist und neue Bedeutungen gesucht. Neue Beobachtungen über dieses Phänomen, dieses Wort, diese Emotion oder manchmal auch Angst. Was ich herausgefunden habe: Es gibt nur Liebe – und unseren Widerstand dagegen. Alles was wir sagen oder tun bedeutet entweder: „Ich liebe dich“ oder „ich will Liebe“. Das ist die zentrale Geschichte meiner Songs geworden.