„I, Frankenstein“: Schön blöd

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„I, Frankenstein“: Schön blöd

Frankenstein heißt jetzt Adam, sieht blendend aus und schnetzelt sich elegant durch Horden von Dämonen. Klingt komisch? Ist es leider nicht. Stuart Beattie, der Co-Autor der "Underworld"-Saga, bringt die Comic-Verfilmung "I, Frankenstein" auf die Leinwand.

Sixpack, moderner Haarschnitt, verführerischer Blick: Frankenstein sieht neuerdings verstörend attraktiv aus. Klar ziehen sich ein paar Narben über den Körper von Darsteller Aaron Eckhart, aber ein „miserable monster“, wie es im Roman von 1818 heißt, ist der Mann ganz bestimmt nicht. Nun entstammt „I, Frankenstein“ natürlich nicht der Feder von Mary Shelley, sondern geht auf das Konto von Regisseur Stuart Beattie, der wiederum eine Graphic Novel aus dem Jahr 2009 zur Grundlage für seinen Streifen nimmt.

Comic-Verfilmungen stehen derzeit bekanntlich hoch im Kurs und die Idee, abseits der bekannten Marvel- oder DC-Haudegen einen anderen Superhelden ins Spiel zu bringen, klingt zunächst charmant. Leider brauchen auch Filme, bei denen der Plot zweitrangig ist, eine zumindest in Ansätzen in sich nachvollziehbare Geschichte. Logiklücken so groß wie das Tor zur Unterwelt und die Abwesenheit jeglichen Humors machen „I, Frankenstein“ zu einer unterdurchschnittlichen Comic-Adaption.

Frankenstein sieht nicht nur knackig aus, er heißt jetzt auch Adam. Vor 200 Jahren von dem berüchtigten Dr. Victor Frankenstein geschaffen, fristet er sein Dasein in der Stadt Darkhaven. Wie er dort hin kam und was mit seinem Schöpfer passiert ist, wird zu Beginn des Films kurz abgehandelt. Und dann geht es auch schon Schlag auf Schlag: Plötzlich findet sich Adam im Mittelpunkt einer Auseinandersetzung zwischen Gargoyles und Dämonen wieder. Warum die beiden Parteien sich so gar nicht leiden können, wird nicht erklärt.

Egal, im Kampf um die Weltherrschaft kann auf solche Story-Lappalien keine Rücksicht genommen werden. Beide Seiten sind zunächst mal daran interessiert, Adam auf ihre Seite zu ziehen. Die Dämonen, weil sie in ihm den Schlüssel zur Wiederbelebung von toten Körpern sehen. Die Gargoyles, weil sie genau das verhindern möchten. Frankensteins Adonis hat für beide Fraktionen wenig übrig, treibt ihn doch die ewige Frage nach der eigenen Identiät um.

Natürlich darf auch eine attraktive Blondine nicht fehlen. „Die Schöne und das Biest“ lässt grüßen. Hier übernimmt das die menschliche Wissenschaftlerin Terra (Yvonne Strahovski), die für Obermotz Naberius (Bill Nighy) Tote wieder auferstehen lassen soll, damit deren Körper anschließend von den Dämonen besetzt werden können. Leider schafft es Blondie aber nicht einmal, eine Ratte fehlerfrei wieder zum Leben zu erwecken. Berührt von Adams Schicksal, hat sie außerdem bald keine große Lust mehr, an Leichen herumzuexperimentieren. Der Versuchung, den beiden eine Liebesgeschichte anzudichten, erliegt Stuart Beattie, der Co-Autor der „Underworld“-Saga, dann zum Glück doch nicht.

Die 92 Minuten werden größtenteils mit solider, schnell geschnittener Prügelaction gefüllt. Besonders blutig oder brutal geht es dabei nicht zu. Abgemurkste Dämonen lösen sich in Flammen auf, die Gargoyles reisen per Lichtsäule in die ewigen Jagdgründe. Die Special-Effekte sind solide, erinnern mitunter aber an TV-Serien wie „Supernatural“. Die Dämonen und Gargoyles sehen dafür immerhin schön monströs aus. Trotzdem kann die gelungene Optik die Schwächen der Handlung nicht kompensieren.

In Darkhaven ist der Name übrigens Programm. Denn obwohl es sich dabei eigentlich um eine normale Stadt handeln soll, leben die menschlichen Bewohner aus nicht bekannten Gründen in ewiger Dunkelheit. Wobei, welche Menschen eigentlich? Außer zwei Wissenschaftlern, einem Polizisten und einem Passanten scheint es nur Dämonen und Gargoyles zu geben, die nach Belieben alles in Schutt und Asche legen können, ohne dass jemand daran Anstoß nimmt. Alles sehr seltsam.

Fazit: „I, Frankenstein“ nutzt sein kreatives, spannendes Potential leider zu keiner Minute. Die Handlung ist selbst für Comic-Maßstäbe dünn, die Dialoge platt und witzlos und die Special-Effekte reißen es auch nicht raus. Auf die Horror-Aspekte der Ursprungsgeschichte verzichtet der Film völlig, sondern konzentriert sich auf Action in düsterem Setting. Fans von „Underworld“ und Fantasy-TV-Formaten können einen Blick riskieren.