Gisela Schneeberger: „Über Hitler darf man heute jeden Witz machen“

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Gisela Schneeberger: „Über Hitler darf man heute jeden Witz machen“

Gisela Schneeberger ist ab 6. Februar in Gerhard Polts neuem Film "Und Äktschn!" als Wirtin mit schauspielerischen Ambitionen zu sehen. Im Interview erklärt sie, warum man über Hitler mittlerweile jeden Witz machen darf und warum sie sich gegen das Internet sperrt.

Gisela Schneeberger (65, „Man spricht deutsh“) und Gerhard Polt (71) sind seit Jahrzehnten ein erfolgreiches Team, wenn es um Kabarett und Satire geht. Dank der Sketch-Reihe „Fast wia im richtigen Leben“ oder dem Film „Kehraus“ sind sie heute Kult. In Polts neuem Film „Und Äktschn!“ ist Schneeberger ebenfalls wieder am Start, diesmal als Bedienung Grete Neuriedl, die ihrem Bekannten, Hobbyfilmer Pospiech (Polt), als Laien-Darstellerin unter die Arme greift. Sie spielt die Eva Braun in einem Herzensprojekt von Pospiech: ein Film über den privaten Hitler.

Im Gespräch mit der Nachrichtenagentur spot on news erklärt Gisela Schneeberger, warum man inzwischen Witze über Hitler machen darf, warum sie keine E-Mail-Adresse hat und wie ihr perfekter Tag aussieht.

Polt und Schneeberger wieder vereint – ein Erfolgsgarant. Verspüren Sie da einen gewissen Druck?

Gisela Schneeberger: Ich habe keinen Druck gespürt, aber ich denke mir, dass die Leute nach unserem Flop „Germanikus“ große Erwartungen haben.

Haben Sie sich vorab Sorgen gemacht, wie die Satire um den Hitler-Film ankommen wird?

Schneeberger: Ich finde, dass sich die Zeit geändert hat. Über Hitler darf man heute jeden Witz machen. Ich weiß nicht, wie jüdische Menschen darüber denken, aber ich finde, es gibt bei diesem Thema kein Tabu mehr.

Der Film hätte Ihrer Meinung nach vor 30 Jahren so nicht funktioniert?

Schneeberger: Nein, ich glaube der Film hätte vor 30 Jahren so nicht gezeigt werden können. Wir sind viel lockerer geworden. Vor 30 Jahren waren unsere Eltern 60 und wir die Rebellen. Eine Hitler-Satire hätten wir als unpassend empfunden.

Im Film geht es auch um den Umgang der verschiedenen Generationen mit den Medien. Wie digitalisiert sind Sie?

Schneeberger: Ich habe mir vor einem Jahr ein gebrauchtes Notebook gekauft, bin dem Ganzen aber nicht verfallen. Ich benutze es zum Beispiel, wenn ich für einen Dreh in ein bestimmtes Hotel soll. Dann googele ich, ob es mir gefällt. Aber das Internet ist so ein Zeitfresser. Ich habe mich auch noch nie selbst gegoogelt. Ich will gar nicht wissen, was über mich geschrieben wird – davor habe ich eher Angst. Ich finde es auch furchtbar, dass alles über das Internet bestellt wird. Was soll denn aus unseren Innenstädten werden?

Stimmt es, dass Sie keine E-Mail-Adresse haben?

Schneeberger: Ja, das ist richtig. Darauf verzichte ich bewusst. Ich habe eine Agentur die faxen oder schreiben mir eine SMS, das reicht. Mein Sohn macht dazu manchmal sarkastische Bemerkungen. Und wenn er mir dann etwas erklären soll, sagt er nur: „Das ist doch ganz einfach“, fummelt an dem Gerät herum, gibt es mir zurück und ich habe wieder keine Ahnung.

Sind Sie auch jemand der sagt „Früher war alles besser“?

Schneeberger: Ich ertappe mich manchmal dabei, wie ich diesen Satz sage. Ich denke mir dann zwar, dass ich das schon bei meinen Eltern blöd fand, aber ich glaube, das ist menschlich und steckt in uns allen.

Sie spielen überwiegend in Komödien. Worin liegt die Herausforderung bei diesem Genre?

Schneeberger: Wenn eine Komödie gut ist, spiele ich sie gerne, das liegt mir einfach. Wenn man Komödien spielen kann, kann man auch Tragödien spielen – aber nicht umgekehrt. Das Wichtigste ist, die Szenen so ernst wie möglich zu spielen. Ein Augenzwinkern bricht das Ganze. Manche früheren Sachen aus „Fast wia im richtigen Leben“ kann ich mir heute gar nicht mehr anschauen, weil ich da anfangs so übertrieben habe. Ich finde mich im Nachhinein unmöglich. In den späteren Folgen gefalle ich mir besser.

Wie sieht Ihr perfekter Tag aus?

Schneeberger: Immer ausschlafen und dann spät frühstücken. Ich kann schlecht stillsitzen und mache immer irgendwas. Ich laufe gerne, treffe gerne Freunde, gehe gerne essen. Ich führe kein aufregendes Leben. Ich gehe zum Beispiel gerne allein ins Kino. Ich mag kleine Filme. So kleine feine französische oder britische Filme, die auch gerne traurig sein dürfen.

Mögen Sie den Rummel, den so eine Kino-Premiere mit sich bringt?

Schneeberger: Ich mag den Trubel eigentlich nicht so gerne. Interviews sind manchmal ganz nett, aber ich hasse es, auf dem roten Teppich zu posieren. Da stehe ich neben mir und denke: Was machst du da, warum grinst du denn so blöd? Es gibt Menschen, die können das perfekt, das bewundere ich. Klar, die Fotografen leben davon, aber ich bin ein undankbares Objekt. Bei der Premiere zu „Eine ganz heiße Nummer“ sollten wir immer so tun, als hielten wir ein Handy am Ohr, da komme ich mir einfach nur doof vor.