Fettes Brot: „Wir können uns nicht nur auf Müller verlassen“

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Fettes Brot: „Wir können uns nicht nur auf Müller verlassen“

Ob Deutscher oder Algerier: Vor dem "Fußballgott" sind alle gleich. Und auch für Fettes Brot geht es beim Fußball um Gemeinsamkeiten statt Feindschaften. Wütend werden die Rapper höchstens bei Schiedsrichtern, die Schuhe verunstalten und angriffslustigen Kuscheltieren, wie Björn Beton spot on news verrät.

Für Jogi und seine Jungs wird es langsam ernst: Mit dem Achtelfinale gegen Algerien beginnt heute auch für Deutschland die K.o.-Runde der WM. Zeit für das eine oder andere Gebet an den „Fußballgott“, dem auch die Gute-Laune-Rapper Fettes Brot ihren musikalischen Beitrag zur Weltmeisterschaft gewidmet haben. Warum man über Fußball auch Witze machen darf, wer bei der WM am meisten nervt, und warum Fettes Brot auf eine Antwort der Nationalmannschaft warten, hat Björn Beton der Nachrichtenagentur spot on news erzählt.

Was war für Sie die größte Überraschung bei der WM?

Björn Beton: Gefreut hat mich, dass die Schweiz weitergekommen ist. Den Trainer der Mexikaner fand ich sehr sympathisch. Überhaupt haben ein paar lateinamerikanische Mannschaften auch qualitativ sehr überzeugt. Ich bin beeindruckt von den Mannschaften, bei denen das ganze Team für den Sieg spielt. Bei manchen anderen hat man eher den Eindruck, es gibt einen Superstar, auf dem die ganze Last ruht, und das wird auf Dauer vielleicht nicht gut gehen. Insofern können wir uns in Deutschland auch nicht auf Müller verlassen, dass der das schon macht, sondern Schweinsteiger und Podolski müssen vielleicht auch nochmal ein paar Tore schießen.

Und was war der größte Aufreger?

Björn Beton: Wenn die Schiedsrichter die wunderschönen Schuhe der Spieler so schmutzig machen mit ihrem bekloppten Spray!

Wo sehen Sie sich die Spiele privat am liebsten an?

Björn Beton: Wir haben wenig Spiele privat gesehen, weil wir im Moment von Festival zu Festival eilen. Wir gucken Fußball meistens gemeinsam in irgendwelchen Backstagebereichen, was aber auch sehr schön ist. Das ist dann ja auf eine Art auch ein bisschen privat, aber man lernt auch Leute kennen, mit denen man vorher noch nie was zu tun hatte. Ansonsten hab ich auch schon zuhause mit meiner Familie zusammen Fußball geguckt, und es steht noch eine Einladung aus, bei Bosse im Wohnwagen ein Spiel zu gucken, vielleicht schaffen wir das noch bei der WM.

Wie läuft die Festivaltour ansonsten so?

Björn Beton: Sehr, sehr gut, wir sind dieses Jahr wirklich jedes Wochenende unterwegs. Gerade der Hurricane-Auftritt hat uns Riesenspaß gemacht, das war ganz toll. Nur diese elendige Bande von Kuscheltieren, die uns dieses Jahr irgendwie auf den Fersen ist und uns immer verprügeln möchte, die ist schlimm, die nervt.

Bisher konnten Sie die aber ganz gut abwehren…

Björn Beton: Jaja, richtig, aber die lassen nicht locker, sie schicken immer wieder neue Prügelbrüder. Aber mal sehen, irgendwann werden wir sie schon loswerden!

In wieweit unterscheidet sich ein Fanmeilen-Auftritt von einem regulären Konzert?

Björn Beton: Wir hatten einen Auftritt beim ersten Deutschlandspiel auf der Fanmeile in Berlin, das ist dann natürlich auch gleich die allerallergrößte, das sind schon wahnsinnig viele Leute. Die Stimmung ist dann natürlich eine andere als bei den Festivals, auf denen die Musik im Mittelpunkt steht. Hier haben natürlich alle Leute gespannt auf das Spiel gewartet, genau wie wir ja letztendlich auch, aber ich glaube, wir konnten ganz gut zu der Stimmung beitragen und haben uns genauso auf das Spiel gefreut wie alle anderen. Man merkt natürlich, dass die Musik da nicht im Vordergrund steht.

Warum haben Sie sich entschieden, dem „Fußballgott“ mit einem „Big Beat Gospel Raver“ zu huldigen?

Björn Beton: Musikalisch haben wir uns, wie schon so oft, an englischen Liedern ein Vorbild genommen, irgendwo zwischen 90er-Jahre-Ravebands wie Happy Mondays oder Stone Roses, gepaart mit ein bisschen englischer Popmusik von Madness und sowas. Wir wollten gerne etwas machen, das auch in einer englischen Kneipe laufen könnte.

Der Text nimmt die albernen Seiten des Fußballs aufs Korn. Wie ernst muss man diesen Sport eigentlich nehmen?

Björn Beton: Als Fan weiß ich natürlich, dass Fußball eine sehr leidenschaftliche und ernste Angelegenheit sein kann, und ich bin auch manchmal genervt, wenn Leute die falschen Witze machen. Auf der anderen Seite ist das dann auch der richtige Moment, sich an die eigene Nase zu fassen und zu überlegen, ob man wirklich derjenige sein sollte, der bestimmt, worüber Andere Witze machen sollen oder nicht. Eigentlich ist das etwas, das eher Gemeinsamkeiten unterstreichen sollte als Feindschaften heraufbeschwören. Insofern darf man auch gerne über die ernsteste Nebensache der Welt den einen oder anderen Gag machen.

Ist der Fußballgott auch ein Gegenpol zum Nationalismus, der in WM-Zeiten hier und da aufkocht?

Björn Beton: Das war auch etwas, das uns begeistert hat an dieser Idee: Alle beten zum Fußballgott, es geht nicht darum, ein Land hervorzuheben. Alle Leute, egal wo sie herkommen, hoffen, dass der Fußballgott, wer oder was das auch immer sein mag, es irgendwie möglich macht, dass unsere Mannschaft jetzt noch irgendwie ein Tor schießt, oder das Spiel noch dreht. Das gilt für alle Fans, egal woher sie kommen. Wir als Typen drücken natürlich der einen Mannschaft die Daumen, und die anderen wieder einer anderen, und das ist auch okay, das ist nicht besser oder schlechter.

Sie haben auf Ihrer Homepage eine Fanvideo-Aktion zu „Fußballgott“ gestartet. Wie zufrieden sind Sie mit den Einsendungen?

Björn Beton: Ich möchte mich an der Stelle bei allen, die bisher dran teilgenommen haben bedanken. Das wurde alles mit ganz viel Liebe gemacht, und ich habe gerade erst gesehen, dass die Frauen-Nationalmannschaft auch einen Beitrag dazu gefilmt hat, was mich natürlich ganz froh macht. Man muss aber nicht selber ein wahnsinnig guter Fußballer sein. Ich find’s auch witzig, wenn die Leute, und dazu möchte ich an dieser Stelle alle einladen, sich selbst einfach beim Fußballgucken filmen. Man kann auch einfach nur Schnipsel an uns schicken, wir freuen uns und werden während der ganzen WM Videos posten von Leuten, die zum Fußballgott beten.

Nach der Frauen-Nationalmannschaft fehlen da ja nur noch die Männer…

Björn Beton: Das ist allerdings richtig, aber ich glaube, die sind im Moment zu beschäftigt und konzentriert, aus verständlichen Gründen. Ich würde mich natürlich wahnsinnig freuen, wenn wir von denen auch irgendwie was hören würden. Wir haben ihnen unseren Song persönlich zukommen lassen, aber bisher haben sie sich noch nicht gemeldet. Wahrscheinlich müssen sie den ganzen Tag über Fußball nachdenken und können wenig Musik hören. Weil wenn sie es tun würden, hätten sie schon längst irgendwie zurückgeschrieben. Ich würde mich riesig freuen darüber, das wär richtig toll!

Für die Kanzlerin hatte die Mannschaft immerhin auch Zeit.

Björn Beton: Richtig, wer für die Bundeskanzlerin Zeit hat, der kann auch mal für den Fußballgott a.k.a. Fettes Brot Zeit haben!