ESC 2015: Das sollten Sie jetzt wissen

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ESC 2015: Das sollten Sie jetzt wissen

Ist der ESC mehr als nur der Finalabend? Warum steht vorher schon die Hälfte fest? Wer hat die ungewöhnlichste Band im Rennen? Und: Warum hatte Tschechien eigentlich keine Lust mehr auf den Sängerwettstreit? Alle richtigen Antworten auf alle wichtigen ESC-Fragen finden Sie hier.

Wien ist im Musikfieber – und nein, es geht nicht um Mozart, Haydn oder Falco. Sondern um die 40 Künstler aus ganz Europa und einem weiteren fernen Land, die sich schon jetzt zum Eurovision Song Contest in Österreichs Hauptstadt versammelt haben. Am Dienstagabend beginnt der ganz offizielle Part mit dem ersten Semifinale.

Wer meint, der ESC bestehe ohnehin nur aus einem längst ausverkauften Finalabend und zwei eher egalen Semifinals, der täuscht sich gewaltig. Die Shows in Wien nehmen gar kein Ende, Tickets gibt es noch – und die Semifinals sind schon die erste Vorentscheidung auf dem Weg zum Sieg. Auch für die gesetzten Länder. Das Publikum darf ohnehin schon jetzt mitreden… Alles, was sie vor den ESC-Halbfinals wissen müssen, hier kommt es:

Am Samstag ist ESC-Finale. Was passiert in Wien bis dahin?

Jede Menge. Am Dienstag- und Donnerstagabend finden bereits zwei Halbfinals mit 16 beziehungsweise 17 Teilnehmern statt. Denn alle Länder außer den „Big Five“ (inklusive Deutschland), Gastgeber Österreich und Gastland Australien müssen sich erstmal qualifizieren. Und wer denkt, dass es für die übrigen Teilnehmer mit einem Halbfinal- und einem Finalauftritt getan ist, der täuscht sich gewaltig!

Denn jede der Shows wird satte drei Mal aufgeführt. Einmal für die Jury, einmal als „Family-Show“ für die Gäste vor Ort und einmal für das Fernsehpublikum in aller Welt. Ganz schön stressig. Übrigens kann das Publikum zu Hause schon beim Halbfinale mitvoten. Entweder in dem, in dem auch das eigene Land teilnimmt – oder in einem zufällig gelosten. Deutschland darf beim zweiten Semifinale am Donnerstag mitstimmen. Die nächste Überraschung: Kleine Restkontingente an Karten werden am Einlass an der Wiener Stadthalle noch verkauft werden, wie auf der Webseite des ESC nachzulesen ist.

Erwarten uns bekannte Gesichter?

Allerdings – und mit den Moderatorinnen geht es los: Durch die Show führen neben Alice Tumler nämlich Arabella Kiesbauer (46) und Mirjam Weichselbraun (33, „Kommissar Marthaler“). Zwei Damen, mit denen der deutsche Fernsehzuschauer bestens bekannt ist. Und Conchita Wurst (26, „You Are Unstoppable“) wird aus dem „Green Room“, dem Aufenthaltsraum der Künstler, berichten.

Auch ein paar andere ESC-Gewohnheitstiere gibt es. Der aserbaidschanische Teilnehmer Elnur Hüseynov war 2008 schon mal dabei. Und ein deutsches Urgestein ist nach 1974, 1976, 1979, 1980, 1981… und vielen weiteren Versuchen zum 24. Mal vertreten: Komponist Ralph Siegel (69) hat dieses Jahr den Titel für San Marino geschrieben. Eine Chance auf den zweiten Sieg nach Nicoles „Ein bisschen Frieden“? Eher nicht.

Starten die Länder im Finale bei Null?

Wie man’s nimmt. Denn wenn am Samstagabend die Pop- und Schlagerfans im Sessel sitzen und zusehen, dann ist mindestens die Hälfte schon entschieden: Bereits am Freitagabend stehen die Finalisten für die Jury auf der Bühne. Deren Entscheidung fließt dann in die Punktevergabe mit ein. Und dann spielt ja auch noch eine Rolle, wer es überhaupt ins Finale geschafft hat…

Wer mag wen?

…schließlich gibt es in den europäischen Ländern, nun ja: musikalische Präferenzen. Deutschland etwa hat in der ESC-Geschichte die meisten seiner Punkte in die Türkei vergeben. Erhalten wiederum hat es die meisten aus Spanien. Womöglich gibt es irgendwo auf den Balearen ja ein Nest, in dem sich besonders viele Deutsche aufhalten.

Die Spanier ihrerseits stimmen auch gerne für Portugal ab – und so kann es die Wettbewerbsarithmetik durchaus beeinflussen, ob beispielsweise Portugal ins Finale kommt und Deutschland die spanischen Sympathie-Punkte abspenstig machen könnte. Gar so glasklar ist das alles im Wertungsmodus mit Jury und Telefonvoting allerdings nicht mehr. 2014 hatten Elaiza und ihr „Is It Right?“ zum Beispiel gar keine Punkte aus Spanien erhalten.

Wer wird fehlen?

40 Kandidaten… da schwirrt dem Laien der Kopf und der Geograph wundert sich. Und tatsächlich sind bei weitem nicht alle potenziellen ESC-Teilnehmerländer auch in Wien am Start. Falls es nach dem Ausschlussverfahren zu schwierig wird: Unter anderem Andorra, Bosnien, Bulgarien, Kroatien, Monaco, die Slowakei und die Ukraine fehlen. Auch das Großbanken-Großherzogtum Luxemburg verkneift sich die Teilnahme. Und das ausgerechnet aus finanziellen Gründen.

Dafür ist Tschechien wieder am Start. Sechs Jahre hatte unser Nachbarland pausiert. Wohl aus Frust – denn für das Finale hat es bislang noch nie gereicht. Damit ist Tschechien das einzige Land, das am ESC teilgenommen, aber noch nie den großen Finalabend erreicht hat. Vielleicht klappt’s ja diesmal mit Marta Jandová und Václav Bárta. Der Songtitel, „Hope Never Dies“, passt schon mal. Jandová ist übrigens hierzulande als Sängerin der Band Die Happy („Good Things“) bekannt.

Wer sind die Paradiesvögel?

Die erste Jury-Aufführung des ersten ESC-Halbfinals ist bereits vorüber. Und ARD-Berichterstatterin Anthrin Warnking schreibt von einer recht gleichförmigen Veranstaltung. Das klingt (buchstäblich) nicht gut. Aber auf ein paar Paradiesvögel kann man setzen: Die finnischen Abgesandten Pertti Kurikan Numipäivät („Aina Mun Pitää“) etwa. Sie machen Punk auf einem dem Genre völlig angemessenen Niveau – dass drei Bandmitglieder das Down-Syndrom haben und ein weiteres Autist ist, scheint dennoch, oder gerade deswegen, bemerkenswert.

Ebenfalls einen zweiten Blick wert ist Guy Sebastian – ein Australier beim Eurovision Song Contest ist schließlich ein Novum. Er kann den Wettbewerb mit einem Sieg übrigens auch nicht nach Down Under holen. Aber Australien immerhin einen Startplatz für 2016 ersingen. Und einen Dauer-Startplatz sollen auch andere lustige Kerlchen erhalten: Extra für den ESC hat Wien einige Ampelmännchen durch „Ampel-Pärchen“ ersetzt. Nun wird bei grün gemeinsam marschiert – auch in homosexuellen Konstellationen. Wie am Montag bekannt wurde, sollen die Pärchen jetzt zur Dauerlösung werden. Auch für eine österreichweite Verwendung wird bereits getrommelt…