„Die zwei Gesichter des Januars“ zeigt auch filmisch zwei Gesichter

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„Die zwei Gesichter des Januars“ zeigt auch filmisch zwei Gesichter

Mit "Die Zwei Gesichter der Januars" feiert Regisseur Hossein Amini sein Debüt in Hollywood. Der Film verspricht gerade zu Beginn und dank der männlichen Hauptdarsteller knackige Suspense-Action, die aber leider mit einem enttäuschenden Finale endet.

Die Kino-Adaptionen der Romane von Schriftstellerin Patricia Highsmith versprachen bisweilen hochspannende Suspense-Thriller. So widmete sich 1951 der Großmeister des Genres, Alfred Hitchcock, mit „Der Fremde im Zug“ ihrem gleichnamigen Buch, 1999 schaffte es „Der talentierte Mr. Ripley“ mit Matt Damon in der Hauptrolle schon zum zweiten Mal auf die Kinoleinwand. Auch „Die zwei Gesichter des Januars“ stammen aus der Feder der 1995 verstorbenen Autorin und schlägt thematisch in dieselbe Kerbe wie die vorangegangenen Werke. Wieder handelt die Geschichte von Lug, Betrug, Mord und Rache – im Gegensatz zu „Der Fremde im Zug“ und „Der talentierte Mr. Ripley“ allerdings mit einem enttäuschenden Ende.

„Die zwei Gesichter des Januars“ ist das Regiedebüt von Hossein Amini (48). Trotzdem ist er alles andere als ein Neuling in der Branche: Amini zeigte sich unlängst für das Drehbuch des hochgelobten Films „Drive“ mit Ryan Gosling (33) verantwortlich, auch bei „Snow White and the Huntsman“ hatte er am Skript mitgearbeitet. Für sein Drehbuch zu „Die Flügel der Taube“ wurde er sogar für einen Oscar nominiert. Angesichts der Romanvorlage und dem talentierten Kopf hinter der Verfilmung schien also alles für einen spannenden Streifen angerichtet, der den Zuschauer den ein oder anderen Fingernagel abkauen lässt – doch leider zeigt sich in diesem Fall nicht nur der Januar mit zwei recht unterschiedlichen Gesichtern.

Die Handlung des Films ist in Griechenland angesiedelt und spielt im Jahr 1962. In einem der archetektonischen Wahrzeichen des Landes, der Akropolis, trifft das Publikum auf die drei Hauptfiguren: Das glamouröse und offensichtlich wohl betuchte Paar Chester (Viggo Mortensen, 55) und Colette MacFarland (Kirsten Dunst, 32), sowie den Fremdenführer Rydal (Oscar Isaac, 35). Der charmante Tour-Guide hat sich ein zweites finanzielles Standbein geschaffen, indem er ahnungslose Touristen übers Ohr haut – schnell wird er daher auf das reiche Ehepaar aufmerksam. Tatsächlich schafft er es auch, die beiden um ein paar Drachmen zu erleichtern, doch entpuppt es sich schnell, dass Chester und Colette bei weitem nicht das unschuldige Paar sind, für das sie sich ausgeben.

Chester selbst ist nämlich auch nichts anderes als ein hinterlistiger Betrüger, mit dem Unterschied, dass es bei ihm um weitaus mehr Geld geht. Als ihn und seine Frau deren düstere Vergangenheit auch in Athen einzuholen droht, ist es ausgerechnet Rydal, der ihnen zur Flucht verhilft. Gefangen in einem Katz- und Mausspiel mit der Polizei und einer zunehmenden Anziehung zwischen der jungen Colette und dem attraktiven Rydal, entsteht eine gefährliche Dreiecksbeziehung, bei der am Ende nicht alle mit dem Leben davonkommen.

Wenn von „Die zwei Gesichter des Januars“ als zweischneidiges Schwert gesprochen wird, ist damit in erster Linie der weite Graben zwischen verheißungsvollem Anfang und enttäuschendem Ende gemeint. Zwar ist es Regisseur Amini hoch anzurechnen, dass er auf allzu hanebüchene Plot-Twists verzichtet – welche die Buchvorlage zudem auch nicht vorsieht – aber bereits ab der Hälfte des Films fällt es schwer, noch an ein wirklich befriedigendes und überraschendes Ende zu glauben. Und so kommt es dann auch: Die ultimative Konfrontation der Protagonisten enttäuscht, der Schluss kommt viel zu abrupt und unspektakulär daher.

Viggo Mortensen kann hier kein Vorwurf gemacht werden. Er stellt mit ihm bekannter Intensität den vielschichtigen Betrüger Chester dar und ist somit ohne jeden Zweifel der Star des Films. Auch Oscar Isaac kann überzeugen und brilliert vor allem im Konflikt mit Mortensens Charakter. Bei zwei derart starken männlichen Hauptfiguren bleibt aber leider Kirsten Dunsts Part recht blass und erscheint lediglich Mittel zum Zweck, um die Feindseligkeiten zwischen Chester und Rydal ins Rollen zu bringen. Undankbar ist somit der Begriff, der einem hinsichtlich Dunsts Auftritt in „Die zwei Gesichter des Januars“ in den Sinn kommt.

Fazit: Wer bei „Die zwei Gesichter des Januars“ vergleichbare Suspense-Qualitäten wie von „Der talentierte Mr. Ripley“ erwartet, wird speziell wegen des Endes enttäuscht aus dem Kino kommen. Mortensen und Isaac liefern sich zwar ein schauspielerisch hochwertiges Duell, Dunsts Figur rückt dadurch aber viel zu weit in den Hintergrund. Doch ohne einen starken weiblichen Protagonisten ist für den Zuschauer zum Schluss keines der Schicksale der Figuren aus der Dreiecksbeziehung interessant, demensprechend emotionslos kommt das Ende nach 96 Minuten daher.