Die-Happy-Sängerin Marta Jandová: „Mama zu sein, ist eine Mega-Fahrt“

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Die-Happy-Sängerin Marta Jandová: „Mama zu sein, ist eine Mega-Fahrt“

Zwei Babys bereiten Sängerin Marta Jandová derzeit besondere Freude: Zum einen ist die Frontfrau von Die Happy seit gut einem halben Jahr Mutter einer kleinen Tochter. Zum anderen erscheint am Freitag "Everlove", das neue Album der Rockband. Wie sie ihre beiden Rollen unter einen Hut bringt, verrät die gebürtige Tschechin spot on news.

Derzeit hat Marta Jandová (39) so einiges um die Ohren. Nicht nur, dass die Sängerin Anfang August Mutter wurde. Außerdem sitzt sie auf dem Coaching-Stuhl bei der tschechischen Version von „The Voice“ und hat nebenbei mit Die Happy noch ein neues Album aufgenommen. „Everlove“ heißt das fünfte Studioalbum ihrer Rock-Band. Im Interview mit spot on news verrät die gebürtige Pragerin, wie sie Schwangerschaft und Albumaufnahmen unter einen Hut brachte, wie sie die anstehende Tour mit Baby meistern will und warum ihr Hund „Katze“ heißt.

Sie sind seit gut einem halben Jahr Mutter. Wie würden Sie diese Zeit beschreiben?

Marta Jandová: Die Zeit ist unglaublich schnell vorbeigegangen. Ich habe ein hilfloses Etwas auf die Welt gebracht, heute ist Marie ein großes Mädchen, das nach allem greift, alles sehen will und sich schnell langweilt. Es ist eine Mega-Fahrt, die ich mir schon zum Teil so vorgestellt habe. Aber dass es – im positiven Sinne – so heftig ist, hätte ich nicht gedacht. Das hat mir total die Sinne geraubt. Kurz bevor sie ein halbes Jahr alt wurde, war der erste Tag, an dem ich sie nicht gesehen habe. Da habe ich schon geweint, weil ich sie so sehr vermisst habe.

Haben Sie sich große Sorgen gemacht?

Jandová: Ja. Alle sagen, beim zweiten Kind wird es besser, weil man dann nicht mehr alles so genau nimmt und nicht denkt, dass überall Gefahr lauert. Aber es ist so, dass überall Gefahr lauert! (lacht) Ich bin definitiv noch nicht so ganz entspannt, obwohl alle meine Freunde sagen, ich wäre entspannter, als sie es waren. Liegt vielleicht daran, dass ich schon etwas älter bin. Das Gute ist: Sie liebt Menschen und hat noch nicht so viel Angst vor Fremden. Und sie liebt Musik!

Kein Wunder, wenn die Mama die ganze Zeit singt. Während der Albumaufnahmen zu dem neuen Die Happy-Album konnten Sie Tschechien wegen der Kleinen ja nicht verlassen. War das ein Problem?

Jandová: Während der Aufnahmen war Marie so klein, dass ich gesagt habe, „ich kann sie nicht für sechs Stunden ins Auto setzen, um ins Studio zu fahren“. Ich habe dann meinen Part in Prag im Studio meines Vaters aufgenommen. Aber die Jungs sind sowieso nie dabei, wenn ich ein Album einsinge. Noch vor unserem ersten Plattenvertrag waren die Jungs bei Demoaufnahmen mit im Studio. Da hab ich einen Take gesungen und dann gefiel dem einen dies nicht und dem anderen das nicht. Da bin ich so nervös geworden, dass ich gar nicht singen wollte. Unser damaliger Produzent hat die Jungs dann aus dem Studio geschmissen. Seitdem sind sie nie wieder dabei gewesen.

Warum trägt das neue Album den Titel „Everlove“?

Jandová: Das begann damit, dass ich angefangen habe, Texte zu schreiben, die sehr viel mit Liebe zu tun hatten, auch wegen meiner Tochter. Aber nicht nur die Liebe, die ich spürte, als die Kleine in meinem Bauch war. Sondern auch, weil wir eine der wenigen Bands sind, bei denen die Freundschaft auch nach 20 Jahren noch immer super klappt. Vergangenes Jahr haben wir uns kaum gesehen, ich musste wegen meiner Risikoschwangerschaft liegen bleiben und durfte nur noch aufs Klo. Das erste Mal haben wir uns Ende des Jahres bei einem Konzert in Stuttgart wieder getroffen – und es war, als wären es drei Wochen und nicht zehn Monate gewesen, in denen wir uns nicht gesehen haben. Also nicht nur meine Tochter ist die Liebe für immer und ewig, sondern kitschigerweise auch meine Band. „Everlove“ eben.

In 20 Jahren Bandgeschichte muss es aber auch einige schwere Zeiten gegeben haben…

Jandová: Aber es hat bei uns immer hingehauen. Alle, die etwas länger mit uns zusammen arbeiten sagen, es sei unglaublich, dass wir uns im einen Moment so böse streiten, aber im nächsten auch wieder in den Armen liegen. Die Konflikte sind natürlich so heftig, weil wir genau wissen, wo die Schwachstellen des anderen liegen. Deswegen kann so ein Streit auch mal sehr weh tun, weil man genau weiß, welche Waffen man benutzen muss.

Auf der „Everlive“-Tour ab 19. März sind Sie dann ja wieder öfters zusammen. Kommt Ihre Tochter dann auch mit?

Jandová: Ja, aber ich fahre nicht mit dem Nightliner. Ich fahre mit dem Zug hinterher und übernachte im Hotel. Meine Freundin kommt mit. Wir frühstücken dann zusammen, fahren ein paar Stunden weiter in die nächste Stadt, gehen dort spazieren, ins Hotel und sie bleibt mit der Kleinen dort, während ich zum Soundcheck gehe. Und so um 20 Uhr gehe ich dann zum Konzert, während Marie schon schläft. Für sie wird es also eher eine Tour de Deutschland. In die Clubs werde ich sie wohl nicht mitnehmen, da ist es zu laut. Ich hab zwar schon einen Gehörschutz in Pink besorgt, aber sie steht auch nicht so drauf, das aufzusetzen.

Auf welchen Aspekt der Tour freuen Sie sich am meisten?

Jandová: Auf die Konzerte an sich. Als Mama zuhause macht man nicht so viel, da freut man sich, wenn man wieder auf die Bühne darf. Unsere Wintertour, die vier Konzerte nach Weihnachten, das war schon geil. Ich hab nur ein bisschen Angst, weil ich wahrscheinlich ziemlich müde sein werde. Auf der Bühne gebe für zwei Stunden alles, und wenn Marie dann im Hotel eine schlechte Nacht hat, werde ich auch nicht schlafen können. Dann wird es mit der Energie schon knapper und ich muss mit meiner Kraft sehr viel haushalten. Aber Marie ist so ein liebes Baby, wir werden das hinkriegen. Auf der Bühne wird das sowieso nicht auffallen mit dem ganzen Adrenalin.

Die Happy machen seit 20 Jahren Musik, die Band hat weit über 1.000 Konzerte gespielt. Können Sie sich vorstellen, dass es nochmal 20 Jahre werden, nochmal 1.000 Konzerte?

Jandová: Ich finde, Musik kann man für immer machen; solange, man noch auf der Bühne stehen oder auf die Bühne rollen kann… Ich glaube nur, dass wir nicht mehr so viel spielen werden, wie in den vergangenen 20 Jahren. Ich möchte nicht bei einem Kind bleiben, sofern das klappt. Ich würde mir natürlich wünschen, dass wir weiterhin Platten machen und touren werden, aber wohl nicht in so einer Frequenz wie bisher. Das kann ich mir mit Familie und Kindern nicht vorstellen.

Apropos Familie: Sie haben auch noch zwei Hunde, einer davon trägt den Namen „Katze“ – wieso das?

Jandová: Wenn du auf Tschechisch zu einem kleinen Mädchen sagst, dass sie ein Kätzchen ist, bedeutet das so viel wie „kleine süße Maus“. Und als ich Katze bekommen habe, sah sie so klein und süß aus. Das witzige ist, dass ich in Prag in einem Viertel wohne, in dem sehr viele Italiener leben. Und „Cazzo“ ist ein Wort für das männliche Geschlecht, also eine Beleidigung. Und wenn ich Katze dann rufe, schauen mich die Leute schon manchmal komisch an und denken vermutlich: „Oh mein Gott, was hat die ihrem Hund für einen Namen gegeben.“