CD-Tipp: Susanne Blech – Welt Verhindern

Magazin

CD-Tipp: Susanne Blech – Welt Verhindern

Die Ruhrpott-Band Susanne Blech überträgt den DIY-Gedanken der Neuen Deutschen Welle aus den Achtzigern in die Gegenwart und reichert das Ganze mit Popkultur-Literaten und -Zitaten an. Das ist absurd, überzeichnet, gewollt und irre - kurz: Kunst. Wahrscheinlich.

Um Susanne Blech kommt man derzeit nicht herum: Auf allen Kanälen wird über diese Band berichtet, die für ihren Namen nicht mal eine Frau in der Truppe braucht. Wen das schon aus der Bahn wirft, der sollte gar nicht erst weiter lesen. Denn bei der Ruhrpott-Band ist alles absurd: Titel, Thesen, Texte. Mit voller Absicht versteht sich. Schon mit dem Titel ihres dritten Albums „Welt Verhindern“ greifen sie direkt die Popsensation Tim Bendzko und seinen Hit „Noch Kurz Die Welt Retten“ an – musikalisch aber biedern sie sich mit einem Sound zwischen Deichkind und Kraftklub auf einer ganz anderen Metaebene an. Und haben damit schon die Feuilletons erobert.

Auch wenn das gegen jede Logik des Musikbusiness geht: Eigentlich müssten die Charts folgen. Denn simpler und eingängiger waren die Melodien seit Fred Vom Jupiter nicht. Wichtigster Bezugspunkt dürfte hier – wissentlich, absichtlich oder auch nicht – tatsächlich auch die Neue Deutsche Welle sein. Sogar die Beweggründe waren dieselben wie in den Achtzigern: „Ich kann eben nicht singen und spiele kaum nennenswerte Instrumente. Also musste ich eine Musikform finden, die sehr hart und für mich relativ simpel umzusetzen ist“, gibt Sänger Timon-Karl Kaleyta im Interview an. Da verwundern Titel wie „1000 Jahre Kraftwerk“ oder „Liebe Neue Deutsche Welle“ kaum mehr.

„Wir Werden Alle Nicht Ernst Jünger“ oder „Die Katzen Von Beate Zschäpe“ liest sich die unterhaltsame Tracklist weiter, für die auch Schriftsteller Benjamin von Stuckrad-Barre die Feder geschwungen hat. Susanne Blech sind absurd, überzeichnet, gewollt und irre – kurz: Kunst. Und haben hörbar Spaß an der Sache. Für zart besaitete Musikliebhaber-Ohren kann die volle Elektropop-Dröhnung von „Welt Verhindern“ ein Schock sein. Die musikalischen Zitate aus der Musikgeschichte („Blue Monday“, Kraftwerk, Trio…) und die vielleicht doch ganz schlauen Nonsens-Texte sind sicherlich spannend, unterhaltsam und eine Würdigung wert. Aber manchmal ist es dann doch zu viel des „Bum Bum Bum“ und Autoscooter-Sounds. Turbo B von Snap! zu hören, wie er in alter „Rhythm Is A Dancer“-Manier schreit: ‚I’m as serious as cancer when I say: Killer is no dancer‘ – das muss man erst mal aushalten.