CD-Tipp: John Frusciante – Enclosure

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CD-Tipp: John Frusciante – Enclosure

Das neue Soloalbum von Ex-Red-Hot-Chili-Peppers-Star John Frusciante wurde bereits von einem Satelliten auf die Erde gestreamt. Auch sonst gibt es sich alle Mühe, die Naturgesetze der Musik zu sprengen.

John Frusciante, offiziell einer der besten Gitarristen unserer Zeit und heimlicher Ex-Star der Red Hot Chili Peppers, ist eine Person, deren Biografie zwangsläufig ein Bestseller wäre: vom ergebenen Fan zum Mitglied seiner Lieblingsband, von dort aus in den Olymp der Rockmusik, wobei das seltene Kunststück gelang, Mainstream und Anspruch zu versöhnen. Danach natürlich persönliche Sinnkrise, extreme Drogensucht, eine On-Off-Beziehung mit seiner Band und wer weiß wem noch.

Irgendwie hat sich Frusciante aber immer wieder gefangen, was im Jahr 2014 zu seinem mittlerweile elften Soloalbum führt: „Enclosure“. Das klingt erst mal ähnlich chaotisch, wie die Biografie des 44-Jährigen auf den ersten Blick aussieht. Wie die meisten Musiker, die nicht dem Fortschrittsverweigerungsclub angehören, experimentiert Frusciante furchtlos mit Elektronik, alten Synthesizern und neuen Songstrukturen. Letztere gehen dabei öfter mal drauf, die Lieder sind unvorhersehbar. Dabei ist „Enclosure“ sogar noch harmonischer und zugänglicher als seine letzten Alben. Und versucht trotzdem immer noch, die Naturgesetze der Musik zu sprengen. Während manche Harmonien zum Träumen einladen und Frusciantes Stimme sogar an David Lynch erinnert, bürsten die vertrackten Beats die Songs auf Krawall und Richtung Radioheads „In Ranbows“.

Abenteuerlustig, zukunftsorientiert und technisch interessiert sollte der perfekte Frusciante-Fan auch sein. Dann konnte er das neue Album bereits elf Tage vor der Veröffentlichung hören – durch eine App, die das neue Werk streamte, wenn der extra dafür ins All geschossene Satellit gerade über dem Hörer kreiste. Klingt ein bisschen irre? Na, passt doch.