CD-Tipp: Coldplay – Ghost Stories

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CD-Tipp: Coldplay – Ghost Stories

Kreativität dank Liebeskummer: Chris Martin verarbeitet auf dem neuen Coldplay-Album die Trennung von Gwyneth Paltrow - und schafft damit ein zartes, leises und sphärisches Album, das man von den Stadionpoppern gar nicht mehr erwartet hätte.

Liebeskummer, schlimme Sache. Eine Vernunft-Trennung nach zehn Jahren Ehe als Hollywoods Traumpaar ist an Schmerz vermutlich schwer zu überbieten. Da ist ein Traueralbum angebracht und genau so eins ist „Ghost Stories“ auch geworden. So leise, introvertiert und respektvoll wie die Trennung von Chris Martin und Gwyneth Paltrow bisher von statten ging, so klingt auch diese Musik.

Denn, so hart das auch klingt: Seiner Musik hätte vermutlich nichts Besseres passieren können. Im langen Zeitraum, den die Trennung laut offizieller Stellungnahme eingenommen hat, scheint sich Martin auch mit entsprechender Musik beschäftigt zu haben. „Ghost Stories“ nach zu urteilen, drehten sich die Alben von The xx, James Blake und Bon Iver in seinem Player. Das mag alles von weiter Ferne rekonstruiert sein, aber genauso klingt „Ghost Stories“: Wie von einem sehr traurigen Chris Martin geschrieben und unter starkem Einfluss der aufgeführten Bands. Es ist elektronischer, reduzierter, sphärischer, ruhiger – und erinnert erstmals wieder an Coldplays goldene Anfangszeiten. Und Martins Falsett-Gesang war dafür schon prädestiniert, als wir von James Blake noch nie gehört hatten.

Das große Kunststück auf diesem Album ist aber, dass Coldplay es schaffen, sogar dieser neuen Zartheit den Schein einer Pophymne zu geben. Fast ohne Ausfall (Streitpunkt: „A Sky Full Of Stars“) könnte dieses Album Fans der frühen Stunden wieder aufnehmen und gleichzeitig die Radios beglücken. Dafür dürften auch die elf (!) Produzenten verantwortlich sein, die hier mit am Werk waren. Darunter Paul Epworth (Bloc Party, Adele, Florence + The Machine) und der neue Star im Elektronik-Frickel-Bereich, Jon Hopkins. Für Chris Martin ein Trauer-, für Coldplay ein Glücksfall. Dieses Album bringt die Geister zurück ins Stadion.