Bonaparte: „Bei Null anfangen ist wichtig“

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Bonaparte: „Bei Null anfangen ist wichtig“

Mit "Into The Wild" haben Bonaparte im Mai eine Scheibe voller Chaos und Party auf den Markt gebracht. Klar, dass "Kaiser" Tobias Jundt und sein Gefolge diesen Sommer auch die Festivals unsicher machen. Jundt hat spot on news verraten, wie wild es jetzt noch werden kann.

Sonne, Bier, Musik: Es ist Zeit für Open-Air-Festivals… und damit auch für Bonaparte, wieder einmal die deutschen Bühnen zu zerlegen. Wer Karten etwa für das , , Fusion- oder -Festival hat, kann live dabei sein, wenn Tobias Jundt und Co. Instrumente an ihre Grenzen bringen und farbenfrohestes Theater abliefern. Im Interview mit der Nachrichtenagentur spot on news hat Frontmann Jundt vorab über Gagenfragen und sein persönliches Erfolgsgeheimnis gesprochen.

Herr Jundt, auf großen Festivals bekommen Sie nicht nur einen grandiosen Auftritt, sondern auch Gage. Sie haben aber auch schon für ein warmes Bier gespielt und tun das heute noch ab und an, warum?

Jundt: Stimmt. Ich habe das in den USA gemacht und tatsächlich auch genossen. Meine Gage war einfach dieses eine warme Bier. Wollte ich ein anderes Bier, musste ich dann schon bezahlen. Dann habe ich den ganzen Monat so toll gespielt und alles gegeben. Ich habe mich da richtig hoch gespielt. So etwas finde ich toll. Bei Null anfangen ist wichtig, das entwickelt Energien. Man muss sich immer wieder mit dem Nullpunkt messen. Das ist die „Jundt’sche Theorie des Nullpunkts.“

Interessante Sichtweise. Viele Künstler genießen es sicher, sich auf ihrem Erfolg auszuruhen.

Jundt: Das Hamsterrad des Erfolgs, darin will man sich nicht drehen. Die guten Dinge, das weiß man nach ein paar Jahren, die entstehen an einem anderen Ort. Erich Kästner hatte recht, als er meinte: „Es gibt nichts Gutes, außer man tut es.“ Und wenn man das dann getan hat und damit erfolgreich ist, dann ist das ja total schön.

Sie haben unter anderem das Lied „Me So Selfie“ geschrieben. Machen Sie selbst viele Bilder von sich – oder können Sie erklären, warum Menschen überhaupt Selfies machen?

Jundt: Nee, ich mache kaum welche von mir. Aber ich denke, jeder will irgendwie preisgeben wo er ist, was er gerade so macht und irgendwie Beachtung erhalten. Jeder will umarmt werden. Unabhängig davon: Wir haben in den Neunzigern auch schon Selfies gemacht. Mit einer Analog-Kamera. Da haben wir immer unsere Zigeuner-Gruppenbilder gemacht. Die Gruppen-Selfies der Neunziger gehören weltweit in die Top Ten! Die Bilder wurden auch immer auf Postkarten versendet und die gibt es dann ja nur einmal. Wer noch eins besitzt, der sollte es einrahmen! Damals waren Selfies noch Kunst.

„I Wanna Sue Someone“ ist der Titel eines anderen Tracks. Wen wollen Sie morgens verklagen, wenn Sie aufwachen?

Jundt: Ich bin froh, wenn ich nicht angeklagt werde, das reicht eigentlich schon. Aber es gibt schon ganz viele Leute, die tatsächlich morgens aufwachen, auf Arbeit gehen und dann denken: „Hm, wer hat wohl einen Fehler gemacht? Wo ist eine Lücke, wo wir jemandem einen Brief schreiben könnten?“ Das ist tatsächlich zum Beruf geworden. Stichwort „illegale Downloads“. Ich wurde sogar wegens meines Webshops angeklagt. In Deutschland ist ja alles mit AGBs geregelt und dann steht da irgendwas nicht mit: „Das ist aus 52 Prozent Ziegenmilch und 48 Prozent Schafsholz“, und dann können die dich verklagen, weil du den Wettbewerb verzerrst. Und man fragt sich: „Welchen Wettbewerb denn? Ihr könnt doch gar nicht verkaufen, was ich habe, weil wir ja alles selber machen. Wo ist denn da der Wettbewerb?“ Aber egal. Das Lied ist lustig gemeint, aber wie das so ist: Was lustig ist, ist auch wieder ernst.

Bei Ihren Auftritten geht es immer sehr wild zu – gerade bei Festivals. Passenderweise haben Sie auch den Song „Into The Wild“ geschrieben. Aber was ist für Sie überhaupt noch „wild“?

Jundt: „Into The Wild“ ist eigentlich ein Ausdruck dafür, mal auszusteigen und in die Wildnis zu gehen. Im Lied geht es um den Bezug, den wir als Mensch zur Natur haben. Den sollte man sich hin und wieder vor Augen führen. Ich glaube, das ist sehr wichtig. Bei diesem Lied hatte ich mal keine Angst davor, Gefühle in ein Bonaparte-Lied zu lassen. Der Song ist breit, tief, hat Sound und spricht über den Menschen, über uns. Es geht um Community, das Minimum von zwei, man kann das aber auch global sehen, es geht um das „Füreinanderdasein“. Am Ende des Tages ist das ja auch das Einzige, was da ist. Auch wenn irgendwo mal wieder Menschen aus bescheuerten Interessen oder religiösen Gründen einen wahnsinnigen Krieg anzetteln, am Ende sind sie alle nur Menschen – und das wissen sie eigentlich. Ein Großteil der Politik ist ja auch nur ein Hahnenkampf. In dem Song sage ich mich los von alledem. Das Lied ist vielschichtig zu interpretieren. Da nimmt jeder einen anderen Teil heraus und das mag ich sehr.

Ist Ihnen eigentlich schon mal passiert, dass ein Fan etwas Krasses gemacht hat, was Ihnen dann vielleicht zu wild war?

Jundt: Ich hatte tatsächlich schon mal einen komischen Fall, aber wenn ich das jetzt erzähle, animiere ich andere am Ende nur dazu, es zu wiederholen. Das wäre dann nicht so lustig. Man erlebt schon seltsame Dinge. Aber die sind oft auch lustig – wenn sie dann vorbei sind.