Annemarie Eilfeld rechnet erneut mit „DSDS“ ab

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Annemarie Eilfeld rechnet erneut mit „DSDS“ ab

Durch "DSDS" wurde Annemarie Eilfeld in Deutschland bekannt. Doch allzu warme Worte hat die 25-Jährige heute nicht mehr für das Format übrig. Im Interview spricht sie über die Probleme der Casting-Show und erklärt auch, warum hierzulande noch nie ein großer Star aus ihr hervorgegangen ist.

Im Jahr 2009 holte sie sich bei „Deutschland sucht den Superstar“ den dritten Platz und überzeugte bei ihren Auftritten vor allem mit englischsprachigen Popsongs von Pink, Britney Spears oder Kelly Clarkson. Längst singt Annemarie Eilfeld (25, „Verliebt in das Leben“) jedoch auf Deutsch. So auch auf ihrem dritten Studio-Album „Neonlicht“, mit dem sie nach zwei Jahren wieder zurück ins grelle Rampenlicht treten will. Im Interview mit spot on news begründet die blonde Schlagersängerin ihre Kritik an „DSDS“ und erklärt, warum das Format mittlerweile ausgedient hat. Außerdem verrät Eilfeld, wie ihr Verhältnis zu Dieter Bohlen ist, der sie damals als „Bitch“ titulierte.

Annemarie, inwiefern unterscheidet sich Ihr neues Album „Neonlicht“ vom Vorgänger „Barfuß durch Berlin“, das Sie komplett selbst geschrieben haben?

Annemarie Eilfeld: „Neonlicht“ ist kein 100 Prozent von mir selbstgeschriebenes und komponiertes Album. Ich habe mir dazu sehr prominente Unterstützung von erfahrenen und talentierten Produzenten geholt. Aber sechs Songs stammen auch aus meiner Feder. Es ist eine schöne bunte Mischung geworden. Und ich hätte nie gedacht, dass das Album am Ende so stimmig wird.

Der Titel „Neonlicht“ klingt sehr grell und schreit nach Party. Würden Sie das so unterschreiben?

Eilfeld: Das würde ich so unterschreiben, aber ich sage dazu auch: In „Neonlicht“ geht es mir ebenso darum, das Leben an sich zu feiern. Die Momente mit dem Partner, den Freunden und der Familie zu genießen. Mit Titeln wie „Herz aus Metall“ oder „Ungesagt“ will ich überdies auf die melancholischeren Momente des Lebens eingehen, die eben einfach auch dazugehören. Denn im wahren Leben gibt es nicht nur eitel Sonnenschon, sondern auch dunklere Momente, die man annehmen muss.

Sie haben Anfang des Jahres „DSDS“ kritisiert. Ausgerechnet das Format mit dem Sie bekannt geworden sind.

Eilfeld: Ich habe einfach gesagt, die Jury ist unglaubwürdig. Da bin ich auch nach wie vor der Meinung. Dadurch dass die auch ständig ausgetauscht wird, hast du keine Zeit, die Jury selbst wahrzunehmen, zu respektieren und zu akzeptieren. Das ist immer so ein Kampf der Jurymitglieder: „Komme ich beim Publikum gut an? Bin ich sympathisch?“ Das steht diesem ganzen Beurteilungsverfahren total im Weg, weil jeder will auf seine Weise gut präsentiert sein. Am Ende fragt man sich doch: „Was machen eigentlich die Kandidaten? – Egal, die Jury war cool!“

War das bei Ihnen 2009 noch anders?

Eilfeld: Ich hatte noch Schwein, bei mir war’s noch schön. Ganz am Anfang der Show war es nochmal anders. Damals war neben Dieter Bohlen Musikproduzent Thomas Stein in der Jury oder Radiomoderator Thomas Bug. Das sind Leute, die etwas davon verstehen, Talente zu beurteilen. Die sitzen in der ersten Reihe. Es gehört zu ihrem täglich Brot. Aber wenn es um einen neuen Künstler geht, dann können ein Heino oder eine Mandy Capristo noch so sehr sagen, dass sie ihn toll finden, das interessiert den Plattenboss nicht. Das sage ich knallhart, aber es ist einfach so.

Glauben Sie, das Format hat sich mittlerweile abgenutzt?

Eilfeld: Leider ja. Aber das ist ganz normal, das ist auch okay. Damit muss man sich abfinden. In den USA ist „American Idol“ nun auch am Ende, irgendwann ist die Zeit vorbei. „DSDS“ würde mit der nächsten Staffel in das verflixte 13. Jahr kommen und ich glaube, das wird es nicht geben. Lieber ein Ende mit Schrecken als ein Schrecken ohne Ende. Das gilt für Liebes- und Geschäftsbeziehungen, aber auch für Fernsehsendungen. Irgendwann ist einfach der Lack ab. Man sollte das Format jetzt ruhen lassen, vielleicht kann es später nochmal gestartet werden.

Ist „DSDS“ also keine ernstzunehmende Casting-Show mehr?

Eilfeld: RTL muss aufpassen, dass die Grenzen zum Trash nicht verschwimmen. Als ich gesehen habe, dass die Kandidaten in der jüngsten Staffel bei Gasteltern untergebracht wurden, dachte ich mir nur: „Kinder, wo sind wir denn? Sind wir bei ,DSDS‘ oder bei ,Frauentausch‘?“ Die Leute kommen da nicht hin, um Fernsehstars zu werden. Die wollen Sänger werden.

Woran liegt es, dass in Deutschland im TV noch nie ein internationaler Star gefunden wurde?

Eilfeld: Das hängt mit der Grundeinstellung der Formate zusammen. Unsere Sendung heißt „Deutschland sucht den Superstar“. Im Vergleich: „Britain’s Got Talent“ – wir Briten haben Talent. Wir sind stolz darauf. Das ist die Einstellung. Genauso bei „American Idol“ – das Idol aller Amerikaner. Wir zeigen der Welt, was wir Tolles haben. Bei uns hingegen muss man sich schämen, wenn man mal bei „DSDS“ war. Ich persönlich muss mich schämen, dass ich unter 30.000 Teilnehmern unter den besten drei war, das ist doch krass. In allen anderen Ländern sind die Leute stolz auf ihre Gesangstalente.

Aber hatte bisher irgendein „DSDS“-Gewinner jemals das Potenzial zum internationalen Star?

Eilfeld: Das Zeug zum internationalen Erfolg hätten ein paar Gewinner von „DSDS“ gehabt. Ein Mark Medlock hätte das Zeug zum zweiten Lionel Richie gehabt. Tobias Regner, Thomas Godoj und Alexander Klaws sind tolle Sänger. Die alle hatten Star-Potenzial, kamen aber über die Grenzen von Deutschland, Österreich, Schweiz und Benelux nicht hinaus. Das ist schade.

Dieter Bohlen nannte Sie damals bei „DSDS“ eine „Bitch“. Haben Sie jemals wieder mit ihm darüber gesprochen?

Eilfeld: Das wurde nicht nochmal thematisiert. Aber im Sommer 2012 hatten wir einen gemeinsamen Auftritt. Dieter Bohlen hatte moderiert, ich gesungen. Danach habe ich mit ihm ein Foto gemacht und meine Mama wollte auch noch eines mit ihm machen. Bei dieser Gelegenheit hat der Dieter zu ihr gesagt: „Sie können stolz sein auf ihre Tochter.“ Und damit hatte sich dann unser Streit in Wohlgefallen aufgelöst. Ich bin Dieter Bohlen gegenüber positiv gestimmt. Auf eine gewisse Weise sind wir uns auch ähnlich.

Inwiefern?

Eilfeld: An Dieter habe ich schon immer seinen Geschäftssinn geschätzt und sein Durchhaltevermögen. Das sind alles Dinge, die ich auch an den Tag lege. Ihm hatten damals auch hundert Leute gesagt: „Mach bitte alles, nur keine Musik!“ Er hatte immer Gegenwind. Von allen Seiten wurde gelästert: „Modern Talking ist scheiße!“ Aber trotzdem hat offensichtlich jeder dritte Deutsche eine Modern-Talking-CD im Schrank. Ich übrigens auch. Man darf sich von seinem Weg nicht abbringen lassen.