Anastacia: „Die Musik gibt mir so viel Kraft“

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Anastacia: „Die Musik gibt mir so viel Kraft“

Anastacia ist zurück - und wie! Im vergangenen Jahr hat die Frau mit der Powerstimme zum zweiten Mal den Krebs besiegt und nebenbei ein neues Album aufgenommen. Das Ergebnis trägt den Titel "Resurrection" und steht nun in den Läden. Im Interview mit spot on news erzählt Anastacia alles über ihre "Wiederauferstehung".

„Resurrection“ – Auferstehung – dieser Titel passt gleich doppelt zum neuen Album von Anastacia (45). Denn ganz abgesehen davon, dass die Sängerin während der Aufnahmen zum zweiten Mal den Krebs besiegte, kehrt sie mit ihrem neuen Werk nach dem etwas schwächelnden „Heavy Rotation“ (2008) und dem Cover-Album „It’s a Man’s World“ (2012) auch musikalisch zu ihrer alten Form zurück: Große Popsongs mit einer großen Stimme. Der Nachrichtenagentur spot on news sitzt im Gespräch eine fröhliche, energiegeladene Powerfrau gegenüber. Man merkt: Anastacia will nach einer schweren Zeit noch einmal richtig durchstarten.

Haben Sie den Titel „Resurrection“ eigentlich vor oder nach Ihrer zweiten Krebsdiagnose ausgewählt? Denn er würde ja auch im musikalischen Sinne passen.

Anastacia: Ja, den habe ich tatsächlich schon vorher ausgesucht. Ich habe 2002 herausgefunden, dass mein Name Anastacia auf Griechisch „Auferstehung“ bedeutet. Als ich dann die Gelegenheit hatte, eine Parfüm-Linie herauszubringen, nannte ich die „Resurrection“. Ich habe das Wort immer geliebt, weil es kraftvoll und wunderbar ist. Als es dann daran ging, dieses Album zu machen, und ich die Krebsdiagnose bekam, noch bevor wir richtig angefangen hatten, wusste ich, dass es das „Auferstehungs“-Album wird. Ich habe es schon „Resurrection“ genannt, lange bevor der Titel feststand. Mein Manager hat das dann sogar schon als Arbeitstitel gesetzt. Aber an sich war ich da noch offen dafür, den Titel eines der Songs zu nehmen, die ich geschrieben habe, wenn dieser fabelhaft genug war. Ich habe dann zum Beispiel „Evolution“ geschrieben, was ich für einen tollen Titel halte, und „Pendulum“, auch ein grandioser Titel. Aber „Resurrection“ hat irgendwie fast zu jedem einzelnen Lied gepasst. Schließlich habe ich sogar einen Song namens „Resurrection“ geschrieben, der ist auf der Deluxe-Version.

Wieso nur da?

Anastacia: Ich durfte nur eine bestimmte Anzahl von Songs auf das reguläre Album packen, und dann mussten wir Sachen für die Deluxe-Version machen. Ich glaube, das ist so ein Ding der Plattenfirma, ich verstehe das selbst nicht so wirklich. Ich wollte, dass die Deluxe für die richtigen Fans ist, darum fand ich es in Ordnung, ihnen auf diese Weise den Song „Resurrection“ zu geben. Eigentlich sollte sowieso jeder die Deluxe-Version kaufen, die Songs darauf hätten es auch verdient, auf dem Album zu sein. Aber heutzutage muss man ein normales Album und eine Deluxe haben. Ich hätte einfach ein volles Album gemacht. Aber ich verstehe dieses ganze Business-Blabla auch nicht.

Die Krebsdiagnose bekamen Sie während Ihrer Arbeit an dem Album. Sie haben Ihren Studioaufenthalt deswegen nicht unterbrochen. Wollten Sie denn nicht erst eine Auszeit nehmen?

Anastacia: Nein! Wissen Sie, als meine Ärzte mir sagten „Wir müssen eine Biopsie machen, wir denken, da könnte etwas sein…“, wusste ich irgendwie schon, dass der Krebs zurück ist. Und ich sagte mir, wenn er wieder da ist, will ich sie (Anastacia zeigt auf ihre Brüste) loswerden. Und so stand diese Entscheidung bereits fest, darum war das dann nicht so verheerend. Ich glaube, so war ich darauf vorbereitet, nicht traurig zu sein, wenn der Fall eintreffen würde.

Und wie haben Sie reagiert, als Sie dann Gewissheit hatten?

Anastacia: Ich hatte gerade mit Jamie Hartman den ersten Song für das Album geschrieben, „Pendulum“. Ich war so aufgeregt, weil das ein wunderbarer Song war – und dann kam dieser Anruf. Er fragte mich danach „Geht es dir gut?“, weil ich zuvor noch gesagt hatte, dass das mein Arzt war. Ich sagte: „Hm, ja, es ist bösartig, ich habe Krebs.“ Er sagte: „Oh, wow, soll ich deine Schwester anrufen, soll ich einen Wagen holen lassen?“ Ich antwortete: „Nein, nein, ich will diesen Song fertig machen!“ Der Arme war nach der Session völlig am Ende… Es hat sich dann so ergeben, dass ich kurz vor der Operation mit ihm „Stay“ geschrieben habe. Es war ganz wunderbar, dass ich diesen besonderen Song wieder mit demselben Menschen machen durfte, der in dem Moment da war, als ich erfuhr, dass ich Krebs habe.

Was macht dieses Lied so besonders?

Anastacia: Die Message des Songs ist, dass ich bleiben will, und noch nicht bereit bin, zu gehen. Was wir da gemacht haben war wunderschön, nicht traurig. Für manche Leute war das alles wirklich unangenehm, aber für mich war es eine spirituelle Reise. Lernen, verstehen, wirklich gute Musik schreiben und sich dafür begeistern, das gibt einem so viel Kraft um das durchzustehen, was ich durchmachen musste.

Dass Sie krebsfrei sind, haben Sie dann ganz nebenbei in einem Tweet aus dem Studio bekanntgegeben. Wieso auf diese Weise?

Anastacia: Ich wollte irgendwie einfach nicht, dass alles so schwerwiegend wirkt. Es ist schon eine große Sache, aber andererseits… ich weiß nicht, ich bin da einfach irgendwie so schrullig!

Sie sind generell ziemlich aktiv auf Twitter. Mögen Sie es, auf diese Weise mit Ihren Fans zu kommunizieren?

Anastacia: Es ist nett, auf diese Art den Kontakt mit den Fans zu halten. Ich habe zum Beispiel einen Fan, der mich „Chuck“ nennt. Ihr Name ist Debbie, aber sie nennt mich „Chuck“. Ich habe zuerst gedacht: „Okay, vielleicht nennt sie jeden ‚Chuck‘, statt ‚Dude‘ oder so.“ Aber sie sagte mir: „Nein, ich nenne nur dich ‚Chuck‘, weil ich auffallen will!“ Da sagte ich nur: „Wow, na das hat funktioniert!“ Und so erinnere ich mich immer an diesen Fan, der mich „Chuck“ nennt. Das ist so süß, und wahnsinnig komisch. Leute fragen mich: „Warum nennt sie dich ‚Chuck‘?“, und ich sage: „Weil sie es so will“, und das finde ich irgendwie grandios!

Inzwischen hat sich eine neue Generation von jungen Popstars, zum Beispiel Miley Cyrus, etabliert. Haben Sie das Gefühl, dass Sie mit diesen Mädchen konkurrieren müssten?

Anastacia: Auch wenn wir vielleicht einen Teil des Publikums gemeinsam haben, sind wir völlig unterschiedlich. Wir würden nicht einmal beim Weggehen in denselben Läden landen, das würde einfach nicht passieren. Da ist allein schon die Sache mit dem Alter – ich versuche nicht, jung zu sein. Was sie macht, ist normal für ihr Alter, das ist gut. Ich will das nicht machen, ich mache einfach mein Ding.

Sie werden jetzt also nicht anfangen, zu twerken?

Anastacia: Nein, sowas mache ich nicht wirklich. Ich bewege mich, wie auch immer die Leute meine Moves nennen mögen. Die gibt es jetzt seit ein paar Jahrzehnten. (lacht) Meine Tanzbewegungen gibt es also schon länger, als Miley lebt. Vielleicht hat sie sich ja irgendwann mal bei mir etwas abgeschaut, wer weiß?

Ihre Mutter hat am Broadway gespielt. Haben Sie selbst schon mal daran gedacht, in einem Musical aufzutreten?

Anastacia: Vielleicht später einmal, dafür fühle ich mich jetzt noch zu jung. Jetzt dreht sich bei mir alles um meine Musik und meine Karriere. Das könnte vielleicht in drei oder vier Jahren funktionieren, dann möchte ich vielleicht nicht mehr touren und etwas am Broadway machen. Aber der Unterschied zwischen meiner Bühnenshow und einer Broadway-Aufführung ist der: Die machen jeden Abend genau das Selbe – ich nicht. Ich meine, Ich weiß nie, was ich beim nächsten Mal zum Publikum sagen werde. Ich weiß nicht, was auf der Bühne passieren wird, und ich werde auch nicht immer die gleichen Songs singen. Vor allem die Stücke von meinen Rock-Coveralbum „It’s a Man’s World“ werde ich durchwechseln, in verschiedenen Regionen andere Lieder spielen. Vielleicht stellen wir auch so etwas wie ein Glücksrad auf die Bühne und lassen einen Fan daran drehen, um den Song auszuwählen, das wäre cool.

Freuen Sie sich schon darauf, wieder auf Tournee zu gehen?

Anastacia: Absolut, ich freue mich schon sehr darauf! Es fühlt sich an, als wäre es erst gestern gewesen, aber es ist nun ungefähr zehn Jahre her, dass ich auf Tour war. Es war irgendwie wirklich nur wie eine Pause, und jetzt bin ich bereit, es wieder zu tun. Ich möchte unbedingt wieder andere Länder sehen, einfach ein paar Jahre auf Reisen sein.

Bei wem entschuldigen Sie sich eigentlich in dem Song „Apology“, und wofür?

Anastacia: Nun, was den Song angeht, bin ich etwas schüchtern. Ich möchte nicht verraten, für wen er ist und warum ich ihn geschrieben habe, aber ich bin sehr froh, dass er auf dem Album ist. Das hat mir viel bedeutet, und ich bin mir sicher, dass viele Leute, die sich für gewisse Dinge entschuldigen wollen, sich damit identifizieren können. Ich hoffe, die haben Freude daran, und vielleicht können sie den Song ja benutzen, um ihre eigene Entschuldigung an jemand anderen zu übermitteln!